Rohbau

Filmgespräch
am 1.10. um 19:00 Uhr

Der Regisseur Tuna Kaptan, die Editorin Beatrice Babin und die Darsteller Anjela Prenci, Peter Schneider sind anwesend.

Infos

Deutschland 2023
Sprache(OF): deutsch
Regie: Tuna Kaptan
Drehbuch: Fentje Hanke
Darsteller: Janina Elkin, Peter Schneider, Tristan Halilaj
Schnitt: Beatrice Babin
86 min
FSK 12

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IMDb (english)

Berliner Kinostart

Ein unter Druck stehender Bauleiter vertuscht den Unfall eines verunglückten illegalen Bauarbeiters und muss sich um dessen kleine Tochter kümmern, die unermüdlich nach ihrem verschwundenen Vater sucht.

Die Baustelle eines Luxusbauprojektes bei Nacht: Der ehrgeizige Bauleiter Lutz hat illegale Bauarbeiter angeheuert, um Kosten zu sparen. Doch es kommt zu einem tragischen Unfall. Am nächsten Tag wird ein Treffen mit Investoren plötzlich durch die 14-jährige Irsa gestört, die nach ihrem Vater sucht.
Während Lutz die Chance wittert, sich für ein millionenschweres Projekt zu profilieren, treibt Irsas Verzweiflung sie immer wieder zu ihm.
Um sie von seiner Baustelle fernzuhalten, entscheidet er sich, sie wegzubringen. Auf ihrer gemeinsamen Reise entwickelt sich eine Verbindung, geprägt von Nähe und Distanz, Schuld und Verantwortung.

Uraufführung 57. Internationale Hofer Filmtage

„Tuna Kaptan zeigt in seinem Debütfilm großes Gespür dafür, schwere Themen auf leichte Weise zu vermitteln“ taz

„Ein berührendes Roadmovie, das die Themen Migration und Ausbeutung mit der Liebe zur Heimat verbindet - ein Spielfilmdebüt mit Herzblut“ Kinokino

„Tuna Kaptan findet immer wieder Momente von Hoffnung und Menschlichkeit“ Süddeutsche Zeitung

„Sehenswert“ TV Movie

„Die feinziselierte, mutig und stark gespielte Charakterstudie erzählt vom Leben am Rande der Gesellschaft. Sie handelt von den Träumen und Hoffnungen derjenigen, die man kaum wahrnimmt, und thematisiert dabei ungeschönt auch die Schattenseiten ihres Daseins: die permanente Unsicherheit ihres Lebens, das Gefühl von Heimatlosigkeit, der Zwang, sich und seine Seele für illegale Arbeit zu verkaufen, weil man auch am Rande der Gesellschaft nicht ohne Geld leben kann.
„Rohbau“ zieht in Bann, auch wenn der Film eine Herausforderung ist. Er führt vor Augen, woran es der (westlichen) Gesellschaft mangelt: an (Mit-)Menschlichkeit.“ Filmdienst

„Man kann »ROHBAU« auch als eine Art Antwort auf Peter Thorwarths Bauarbeiter-Klamotte »WAS NICHT PASST, WIRD PASSEND GEMACHT« aus dem Jahr 2002 sehen, in der der – fingierte – Tod eines Schwarzarbeiters zum Ausgangspunkt einer Prollkomödie wurde. »ROHBAU« ist viel zugespitzter und auch böser. „ epd film

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Interview mit Regisseur Tuna Kaptan in "Blickpunkt Film": Förderpreis-Gewinner Tuna Kaptan: „Dokumentarfilmer im Herzen“

Nachwuchsfilmpreis - Ein Film für die ausgebeuteten Baustellenarbeiter

Tuna Kaptan ist vollkommen überwältigt: Er hat am Donnerstag den „Förderpreis Neues Deutsches Kino“ erhalten. Den verleihen gemeinsam die Bavaria Film, der Bayerische Rundfunk und die Deutsche Zentral- Genossenschaftsbank (DZ-Bank); der Preis ist mit 10 000 Euro dotiert. „Rohbau“ heißt der Film, der als eine Gemeinschaftsproduktion von SWR, Arte und BR entstand und damit als bester deutscher Nachwuchsfilm ausgezeichnet wurde.
Am Tag nach der Verleihung erzählt der Filmemache: „Ich bin aus allen Wolken gefallen, als ich erfahren habe, dass ich den Preis bekomme.“ Was er mit dem Geld anfangen will, weiß er noch nicht.

„Rohbau“ ist ein Drama über zwei Einzelgänger, Lutz und Irsa, die durch einen tragischen Unfall auf einer Baustelle für immer verbunden sind. Auf der Baustelle eines Luxusbauprojekts kommt es zu einem tödlichen Unfall. Der ehrgeizige Projektleiter Lutz (Peter Schneider) hat Schwarzarbeiter angeheuert, um Kosten zu sparen, und nun ist einer von ihnen ums Leben gekommen. Der Tote ist ein „Unsichtbarer“, und Lutz weiß, was auf ihn zukommt, wenn der Vorfall ans Licht kommt.

Also lässt er die Leiche im Rhein verschwinden. Am nächsten Tag steht die Tochter des Toten, Irsa (Angjela Prenci) auf der Baustelle und sucht nach ihrem Vater. Lutz versucht, das Mädchen loszuwerden. Doch sie ist hartnäckig. Er muss sie von der Baustelle fernhalten, nimmt sie kurzzeitig bei sich zu Hause auf und bringt sie schließlich unter einem Vorwand nach Albanien zurück.

Das Drehbuch zu „Rohbau“ stammt von Fentje Hanke und wurde Kaptan von Wood-Water-Films für sein Spielfilm-Debüt angeboten. Kaptan sagt: „Die Thematik der ausgebeuteten Baustellenarbeiter sowie die Konstellation zwischen den beiden Hauptfiguren haben mich überzeugt.“ Der Preisträger arbeitet schon an zwei Folgeprojekten: „Ishaq“, einem Spielfilm über eine Großmutter, die ihren Enkel aus dem Irak nach Deutschland holen möchte: Dessen Mutter hat sich dem IS angeschlossen. „Reha“ wird eine autobiografisch angehauchte schwarze Komödie. Was er als nächstes umsetzt, steht noch nicht fest. Einer Premiere eventuell 2025 in Hof ist Kaptan nicht abgeneigt.

Über Tuna Kaptan
Der Regisseur wurde 1985 in München geboren. Er studierte unter anderem an der Hochschule für Film und Fernsehen in München und an der ENERC Film School in Buenos Aires. 2012 gründete er die Produktionsfirma Donaukapitän. Einige seiner Kurz- und Dokumentarfilmprojekte wurden bei internationalen Festivals prämiert. „Rohbau“ ist seine erstes Spielfilmproduktion. Kaptan ist Mitglied der Deutschen Filmakademie.
DIE FRANKENPOST, Jan Werner (27.10.2023)