Why We Fight – Die guten Kriege der USA
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4. Jahrestag Beginn des Irak-Krieges
Sollte es jemals Zeiten gegeben haben, in denen die USA selbstlos für Freiheit und Demokratie in aller Welt gekämpft haben soll, so sind die endgültig vorbei.
Jeder neue Krieg mit amerikanischer Beteiligung ist eine Leistungsschau für die Rüstungsindustrie im Land. Why We Fight zeigt die Verquickung von ideologischen und wirtschaftlichen Interessen in der amerikanischen Kriegspolitik.
- Mit Einführung!
Grimme Preis 2006!
Am 19.03.03 fielen die ersten Bomben auf Bagdad.
„Why we fight ist ... eine rasante, glänzend geschnittene Dokumentation von hoher investigativer Schärfe, mit akribisch recherchiertem Material. Eine Dokumentation, die zwischen Aufdeckung und Analyse die Balance wahrt, die nicht denunziert, sondern sichtbar macht; ein Film also, der ein wesentliches Kriterium des aufdeckenden Arbeitens großartig erfüllt: indem er dem Zuschauer das Gefühl vermittelt, etwas zu sehen, was ihm andere verwehren wollen.“ (Grimme Institut, Begründung der Jury)
Dokumentationen über die Militäraktivitäten der USA und des Berufs Söldner
US-Präsident Dwight D. Eisenhower – der einzige Fünf-Sterne-General, der US-Präsident wurde – warnte 1961 in seiner Abschiedsrede nach acht Jahren als US-Präsident vor der zunehmenden Verschränkung von Militär und Industrie. Er betrachtete den wachsenden Einfluss dieses "industriellen-militärischen Komplexes" als eine der Hauptgefahren sowohl für die amerikanische Demokratie als auch für den Weltfrieden.
40 Jahre später, während ein Rüstungshersteller an der Seite des US-Präsidenten sitzt, die Zahl der Kriegsopfer weiter steigt und die Rüstungsindustrie gigantische Profite macht, scheint Eisenhower Recht zu behalten. Die Zeit der Abrüstung ist vergessen. Allein im vergangenen Jahr betrug das Militärbudget der vereinigten Staaten 400 Milliarden Dollar – und ist damit größer als das der 19 nächstgrößeren Länder zusammengenommen. Der Anteil der USA an den weltweiten Militärausgaben beträgt mittlerweile 40 Prozent.
-------------------------------------------------------------------------------- Mit einem Abstand von zehn Jahren blicken wir zurück auf ein halbes Jahrhundert, das vier große Kriege zwischen bedeutenden Nationen gesehen hat. An dreien war unser eigenes Land direkt beteiligt. Wir waren zu einer andauernden Aufrüstung von gewaltigen Ausmaßen gezwungen. 3,5 Millionen Männer und Frauen sind im Verteidigungsbereich direkt beschäftigt. Diese Kombination eines enormen militärischen Establishments mit einer mächtigen Rüstungsindustrie ist neu in der amerikanischen Geschichte. Wer erkennen die Notwendigkeit dieser Entwicklung an, doch dürfen wir es nicht versäumen, die schwerwiegenden Folgen zu bedenken.
Dwight D. Eisenhower in seiner Abschiedsrede am 17. Januar 1961
Der von Arte TV gemeinsam mit CBC Kanada und der BBC produzierte Dokumentarfilm "Why we fight" von Eugen Jerecki hatte Premiere beim diesjährigen Sundance Filmfestival, wo er für das gewählte Thema sowie seinen investigativen Stil mit dem Grand Jury Price Documentary ausgezeichnet wurde.
-------------------------------------------------------------------------------- Eisenhower war überzeugt, Nazideutschland besiegen zu müssen. Danach waren wir die einzige unverletzte Macht auf der Welt. Europa blutete. Eisenhower wollte aber nicht die Atombomben auf Japan werfen. Er wünschte, sie wären nie entwickelt worden und hasste es, dass sie geworfen worden waren. Truman wollte es. 99,9% von uns waren damals überzeugt, dass Japan sonst nicht aufgegeben hätte. Doch Japan wollte aufgeben. Wir wollten nur nicht hören.
-------------------------------------------------------------------------------- Praktisch jeder unserer Präsidenten meinte, irgendwo einmarschieren zu müssen und sprach von Freiheit
Charles Lewis, Center for Public Integrity
Jereckis Dokumentation "Der Fall Kissinger" wurde 2002 in 130 Städten der USA gleichzeitig präsentiert und lief im selben Jahr auf Arte TV. Der in mehr als 30 Ländern ausgestrahlte Film erhielt 2002 den Amnesty International Award und wurde für den Independent Spirit Award nominiert.
-------------------------------------------------------------------------------- "Blowback" ist ein CIA-Begriff. Er bezeichnet nicht nur die unerwünschten Nebenwirkungen von Operationen im Ausland. Er bezeichnet speziell den Fall von Operationen, die man vor dem Volk geheim hält, damit das Volk, wenn die Reaktion kommt, Ursache und Wirkung nicht in Zusammenhang bringen kann und sich so fragen muss "Warum hassen sie uns"?
Chalmers Johnson, CIA 1967 – 1973
"Why we fight" wird nun auf Arte TV erstmals ausgestrahlt – vor der BBC, weshalb die Website zum Film auch noch nicht fertig gestellt ist – und den Themenabend "War sells – Die Kriegsgeschäfte der USA" eröffnen.
-------------------------------------------------------------------------------- Es gab eine Zeit, da war die ganze Welt auf unserer Seite. Millionen demonstrierten in den Straßen von Teheran für uns. Aber jetzt sterben Kinder, Milliarden werden jeden Monat ausgegeben. Eine solche Feindseligkeit gegen die Vereinigten Staaten hat es in der gesamten Geschichte noch nicht gegeben. Was ist nur passiert?
Joseph Cirrincione, Carnegie-Fiedensstiftung
Anhand Aussagen zahlreicher Insider und historischer Recherchen geht Eugene Jarecki der Frage nach, bis zu welchem Grad der militärisch-industrielle Komplex nicht nur davon profitiert, dass Kriege geführt werden, sondern diese als treibende Kraft sogar wahrscheinlicher macht.
-------------------------------------------------------------------------------- Wir leben in den United States of Amnesia. Niemand erinnert sich an etwas, das gestern passiert ist. Wir haben keine Geschichte.
Gore Vidal, Autor von "Imperial America"
"Why we fight" ist kein subjektiver Film wie "Fahrenheit 911", auch kein antikapitalistisches Manifest im Stile von "The Corporation". Jarecki arbeitet mit den Mitteln der investigativen Reportage und liefert eine Darstellung der aktuellen Verhältnisse, ergänzt durch die Darstellung der historischen Zusammenhänge und der gesellschaftlich-menschlichen Facetten des Themas. Zu Wort kommen unter anderem die Politiker Wiliam Kristol und Richard Pearl, der CBS-Journalist Dan Rather sowie der ehemalige CIA-Mitarbeiter Politologe Chalmer Johnson.
-------------------------------------------------------------------------------- Das Verhalten dieser Leute grenzt an Korruption
John McCain, Senator, Vietnamveteran und Spezialist in Sachen Rüstungsindustrie
Die Zusammenarbeit zwischen Armee, Industrie und Politik treibt immer neue Blüten: So wurde der Krieg im Irak nicht mehr allein von einer Berufsarmee geführt. Zahlreiche Privatfirmen waren beteiligt und ganze Bereiche der klassischen militärischen Tätigkeiten ausgelagert. Dabei ist ein undurchsichtiges Netz von Sicherheitsdiensten, Söldnern und Spezialeinheiten entstanden, deren Aktivitäten nur schwer zu kontrollieren sind und die bisweilen bewusst eingesetzt werden um an der Grenze zur Legalität zu operieren. Der Staat hat sein Gewaltmonopol aufgegeben, der Krieg ist zum Geschäft geworden.
-------------------------------------------------------------------------------- In den ersten sechs Monaten des Irakkriegs gab es 50 Präzisionsluftangriffe gegen irakische Führungskräfte. Keiner traf das geplante Ziel. Aber 42 töteten Zivilisten
Wilton Sekzer ließ eine der im Irak verschossenen Bomben mit einer Widmung für seinen im World Trade Center gefallenen Sohn beschriften. Als George W. Bush schließlich erklärte, der Krieg gegen Irak habe nichts mit dem 11. September 2001 zu tun, wurde Sekzer sehr wütend.
-------------------------------------------------------------------------------- Alle 5 Minuten fielen die Türme. Ich rief NBC an und fragte "Wie oft wollt ihr diese verdammten Türme noch einstürzen lassen? Habt ihr keine Ehrfurcht vor den Leuten, deren Verwandte und Freunde darin umgekommen sind? Ich habe die Türme nun 50 mal einstürzen sehen und es reißt mir das Herz heraus. Hört endlich auf!
Wilton Sekzer, New York Police Department
Der Schweizer Film "Söldner – ein Beruf mit Zukunft" von Jean-Philippe Ceppi und Michel Heininge wird anschließend im Themenabend "War sells – Die Kriegsgeschäfte der USA" gezeigt. Er zeigt das undurchsichtige Milieu der privaten Sicherheits- und Militärdienstleister, die im Irak operieren. Wer sind sie? Aus welchem Milieu rekrutieren sie ihre Mitarbeiter? Worin genau bestehen ihre Aufgaben? Und wer übernimmt für sie die politische und juristische Verantwortung?
-------------------------------------------------------------------------------- Es ist eine obskure Truppe – man weiß nicht viel über sie.
Alex Vines, Human Rights Watch über eine der im Irak stationierten Söldnertruppen
Fabrizio Quatrocci
Der Kriegsmarkt floriert und stellt nicht nur einen wichtigen Wirtschaftszweig dar; die Söldnerheere übernehmen auch wichtige Aufgaben an den Kriegsschauplätzen. Doch über ihre Arbeit ist fast nichts bekannt. Jean-Philippe Ceppi und Michel Heiniger filmten die meist inkognito bleibenden Söldner am Kriegsschauplatz selbst: im Irak, der gegenwärtig der größte Markt für private Kriegsgeschäfte ist. Dabei trafen sie auch den jungen italienischen Söldner Fabrizio Quatrocci – den Bäcker, der wegen einer Mehlallergie Söldner geworden war – ein paar Wochen, bevor er verschleppt und von seinen Entführern ermordet wurde.
Hinter der Bezeichnung "privates Militärunternehmen" oder "Söldnerfirmen" verbargen sich Anfang der 90er-Jahre ehemalige Mitglieder von Spezialeinheiten, die auf private Einsätze umgesattelt hatten wie "Executive Outcomes", ein Unternehmen, das ehemalige Mitglieder der Spezialtruppen der südafrikanischen Armee anheuerte, und Sandline, eine britische paramilitärische Einheit. Beide Unternehmen wurden schließlich aufgelöst, weil ihre Mitglieder zu oft Gegenstand von Ermittlungen waren, und ihre Einsätze ins Kreuzfeuer der Kritik gerieten.
Die durch die Auflösung der beiden genannten Unternehmen entstandene Lücke wurde alsbald durch neue multinationale Söldnerfirmen geschlossen. Sie nennen sich MPRI oder Dyncorp und sind auf den Schlachtfeldern der ganzen Welt zu finden. Im Irak stellen die 15.000 Söldner aus 80 Privatunternehmen die zweitgrößte Streitkraft im Land nach den USA, jedoch weit vor Großbritannien. Einer der Vorteile der privaten Söldnertruppen: Für die hier getöteten Menschen ist der Staat keine Rechenschaft schuldig; sie tauchen nicht in den Zahlen der gefallenen Soldaten auf. 6.000 bis 20.000 Dollar im Monat sind der Sold und die Motivation auch für hoffnungslose Einsätze.
Hier gerieten private Söldner und US-Soldaten gemeinsam unter Beschuss
Die typischen Söldnerarmeen ließen sich nicht interviewen, da war die "Company Policy" vor. Doch bei Erinys, die als private Armee im Auftrag des Ölministeriums für 39,5 Millionen Dollar die Ölanlagen schützen konnten die Filmer nach langen Verhandlungen schließlich mitfahren. Meteoric Tactical Solutions aus Pretoria, Südafrika beschützt wiederum den Schweizer Botschafter.
D/ UK 2005, 105 Min., R: Eugene Jarecki