Weltverbesserungsmaßnahmen
Infos
Sechs Episoden, voller Utopie - sechs Ideen, die Welt zu verbessern.
So das Leihgeschwisterprogramm: Das Problem ist bekannt - in Deutschland gibt es vier Millionen Einzelkinder. Und ebenso viele Arbeitslose. Warum also nicht "zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen"? Aus den Arbeitslosen werden Leihgeschwister, die Einzelkinder wachsen fortan nicht in Egoismus und Vereinsamung auf.
Oder: Rofl will alle Autofahrer dazu bringen, beim Umschalten der Ampel auf Grün gleichzeitig loszufahren. Das vermeidet Staus im Berufsverkehr, Abgasbelastungen und Streß. Mit der Ampel e.V. will er den ADAC überzeugen.
Oder: Geld mit Haltbarkeitsdatum. So schnell, wie es im Portemonaie ist, muß es auch wieder ausgegeben werden, denn der Aufdruck verblasst in wenigen Tagen. Ist der Aufdruck erst mal unlesbar, ist der Geldschein auch nichts mehr wert. Also: Wer sein Geld ausgibt, hat etwas davon, und er kurbelt die Wirtschaft an.
Oder: Die Privatinitiative für Ästhetik, das Outdoorbüro und die Aktion 1,90. Viele Ideen, die auf den ersten Blick absurd, skurril oder lächerlich klingen, sind auf den zweiten Blick hin gar nicht mal so abwegig...
Es gibt kaum ein Problem, dass die Protagonisten von Weltverbesserungsmaßnahmen nicht in den Griff bekommen und es zaubert schon ein breites Grinsen ins Gesicht, wenn hier ganz low-tech-mäßig eine innovative Lösung nach der anderen aus dem Hut gezaubert wird. Mag sein, so der Tenor des Films, dass wir unsere Technologieführerschaft in vielen Bereich der Industrie verloren haben. Doch die Bauernschläue des enormen kreativen Potenzials, das in diesem unserem Lande brachliegt, kann durchaus zum Vorteil aller genutzt werden, und wenn es nur darum geht, einen spöttischen Vorschlag zur Lösung beinahe jeder Krise abzuliefern und manchen Lacher zu ernten.
Ähnlich wie bei Muxmäuschenstill haben hier – was beinahe schon erstaunlich und lobenswert genug ist – zwei Filmemacher die bundesrepublikanische Wirklichkeit und die Gesellschaft ins Visier und aufs Korn genommen und mit anarchischem Humor jenseits gängiger Dramaturgiestrickmuster („Plot Point 1, Plot Point 2 und zwischendrin die Story fallen lassen“) einen Film gedreht, wie man ihn nicht alle Tage sieht. Mitunter schießen die seltsamen und bizarren Storys zwar über das Ziel hinaus, aber die Frische und Frechheit, die dieser Film atmet, lassen das schnell in Vergessenheit geraten. Und darüber hinaus haben die Weltverbesserungsmaßnahmen der Realität noch etwas Entscheidendes voraus – sie haben allesamt ein Happy End. Vielleicht wird also doch noch alles gut...
D 2005, 91 Min.,
B+R: Jörn Hintzer, Jacon Hüfner , Mit: Andreas Nickl, Jan Schütte, Peter Martiny, Christoph Busch u.a.