Rote Sterne überm Feld

Infos
Deutschland 2025
Sprache(OV): deutsch
Regie: Laura Laabs
Drehbuch: Laura Laabs
Darsteller: Emma Bliemel, Hermann Beyer, Jule Böwe
133 min
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IMDb (english)
Die dunklen Flecken der Vergangenheit - Was geht mich das an?
Mitten in der ostdeutschen Provinz wird ein wohlkonserviertes Skelett aus dem Moor gezogen. Tine und das Dorf spekulieren: Wer könnte das gewesen sein?
Ein desertierter Wehrmachtssoldat? Ein verzweifelter LPGler? Der ominöse 3. Mann vom BND?
Es entspinnt sich ein historisches Rätsel, in dem das letzte deutsche Jahrhundert im Heute eines Landstrichs aufscheint.
Tine fragt sich: Was geht mich das an? Bis sie am eigenen Leib erfährt, wie sich die Geschichte in ihr Leben mischt.
"In ihrem Debütfilm führt Laura Laabs einmal quer durch die deutsche Geschichte vom Zweiten Weltkrieg bis zur Gegenwart, spielt mit Verweisen und Bezügen, Bildformaten und Genremustern, was zu einem zwar bisweilen ausufernden, aber stets ambitionierten und originellen Film führt, wie man ihn derart mutig und drängend im deutschen Kino gerne häufiger sehen würde." filmstarts.de
Regiestatement
"Mein Film betrachtet die Vergangenheit aus der Perspektive der Gegenwart. Er hat Mut zu Komplexität, da die zu oft bemühte Eindimensionalität der History Shows nicht mehr genügt, um sich gegen die aktuellen Angriffe auf die Geschichte zu wehren, die gerade vom Vereinfachen leben. Und er schlägt eine Umdeutung der jüngeren deutschen Geschichte von unten vor.
Mir geht es darum, die Sedimente des politischen Minenfelds offenzulegen, aus dem unsere Gegenwart besteht. Doch Geschichte spielt sich nicht nur auf den großen Bühnen der Hauptstädte und Parlamente ab.
Es reicht ein Dorf, ein Haus, ein Quadratmeter deutscher Erde, um beim Ansetzen des Spatens an dieser Stelle ebenso Unglaubliches, wie Groteskes und Schauriges zu Tage zu fördern, Stich für Stich. Diese Grabungsarbeit soll mein Film mit seinen diversen historischen Kellerleichen leisten.
Mir ist es dabei ein besonderes Anliegen, den Blick gerade auf die Orte und Menschen zu lenken, die allzu oft übersehen werden. Dass ihre Geschichten nicht Teil unserer gemeinsamen Erzählung sind, ist Teil eben jener Wut, die sich später im Wahlergebnis der AfD niederschlägt und zu gern in der fehlgeleiteten Frage mündet, wie der Osten „tickt“.
Gesellschaftliche Teilhabe ist auch narrative Teilhabe. Daher führt mich mein Stoff zurück in die sogenannte ostdeutsche Provinz, in der ich aufgewachsen bin, an einen, zu zweifelhafter Berühmtheit gelangten, Ort: Bad Kleinen.
Um den Spaten an die Geschichte dieses Dorfes anzusetzen, bedient sich mein Stoff wahrer lokaler Begebenheiten und spitzt sie fiktiv zu. Gerade die ländlichen Regionen wurden vom 2. Weltkrieg gezeichnet.
Die authentischen Frontbriefe in meinem Drehbuch erzählen davon. Die Bodenreform und ihre weitgehende Umkehrung 1990 haben sich in die Landschaft und in die Biografien eingeschrieben. Den unbeugsamen LPGler aus meiner Geschichte hat es hier gegeben. Die Ereignisse am Bahnhof von Bad Kleinen greift das Drehbuch ebenfalls auf. Auch sie sind bis in unsere Gegenwart virulent.
Christa Wolf beschrieb die Gegend um Bad Kleinen in ihrem „Sommerstück“.
Heute hinterm Tresen trägt der Wirt ein T- Shirt auf dem der DDR-Hunderter mit Karl Marx Kopf zu sehen ist, darum der Schriftzug: „Tanzt, ihr Nutten, der Osten hat Laune.“ Und unweit liegt der Ort Jamel, der als „Nazidorf“ Schlagzeilen macht.
Mit Erschrecken blickt man plötzlich auf die Gesinnung, die in jenen Provinzen aufflackert, die man lange Zeit getrost nicht dazugezählt hat. Geschichte und Geschichten." Laura Laabs
Plot: Deutschland im Frühling - und Tine (Hannah Ehrlichmann) muss abtauchen. Denn die letzte Protestaktion ihrer politischen Gruppe könnte als terroristischer Akt eingestuft werden. Kurzerhand kehrt sie in ihr Heimatdorf Bad Kleinen zu...