Eine Hochzeit und andere Kuriositäten

Vorstellungen vom 28.08.2008 bis zum 10.09.2008.

Infos

Ein Film über Liebe und Geld. Aber eigentlich über die Liebe zum Geld.

Neu in die Kinos kommt ein Überraschungserfolg aus Polen: Eine bissige Komödie über eine "traditionelle" Hochzeit, bei der so einiges aus dem Ruder läuft. Sozialkritisch und schwarzhumorig wird mit Klischees jongliert - Vetternwirtschaft, Autoschieberei, Neid, Gier - und Wodka.

Genau genommen ist es eine eigenes Filmgenre: der Hochzeitsfilm. Und seine Titel sind vielleicht nicht immer originell, aber umso typischer: "Eine italienische Hochzeit", "Muriels Hochzeit", "My Big Fat Greek Wedding", "Eine Hochzeit zu dritt", "Nach der Hochzeit" und "Das Hochzeitstape" oder – natürlich – "Vier Hochzeiten und ein Todesfall".
Dabei geht es in diesen Hochzeitsfilmen nur selten um das Ritual der Eheschließung. Offensichtlich bietet der Hochzeitstag oder das Hochzeitsfest Filmemachern eine wunderbare Gelegenheit, alles über die Gesellschaften zu erzählen, in der sich zwei das Ja-Wort geben. Hochzeitsfilme – bei Robert Altman oder bei Andzej Wajda – sind häufig Gesellschaftsfilme oder besser, Zerr- und Brennspiegel der Gesellschaft.

Neu in den Kinos kommt jetzt "Eine Hochzeit und andere Kuriositäten". Die bissige Komödie zählt in Polen zu den erfolgreichsten Filmen der postkommunistischen Ära und wurde auch auf internationalen Festivals als Hit gefeiert.
Es geht natürlich um Liebe, noch mehr aber um Geld und Korruption. Und der illegale Schnaps darf nicht fehlen, der literweise fließt, wobei Regisseur Wojciech Smarzowski den "Füllstand" geschickt als dramaturgisches Mittel nutzt: vom zaghaften ersten Gläschen über beschwipste Heiterkeit bis zum Vollrausch.

Allgemein dürfte bekannt sein, dass man in Polen gut und üppig feiert, und wer schon einmal Gast einer "traditionellen" Hochzeitsfeier war, wird sie so schnell nicht wieder vergessen.
Eine solche richtet auch Wojnar, ein reicher Bürger aus der Provinz, für seine Tochter aus: eine Zeremonie, die auch zur Demonstration des eigenen Wohlstands dient. Allerdings läuft das Fest aus dem Ruder: Die Musiker streiken, das Essen ist verdorben. Auslöser für das Chaos und schließlich für den Verlust von Wojnars Existenz ist das geklaute Hochzeitsgeschenk: ein nobler, aber noch nicht ganz abbezahlter Sportwagen.
Zu guter Letzt taucht ein ehemaliger Freund der Braut auf, für den ihr Herz noch immer schlägt.
Eine brillante Gesellschaftssatire, in der sehr, sehr viel Wodka fließt.

mdr.de

Polen 2004, 104 Min., R: Wojciech Smarzowski, Mit Marian Dziedziel, Iwona Bielska, Tamara Arciuch, Maciej Stuhr, Pawel Wilczak u.a.