pereSTROIKA - umBau einer Wohnung

Vorstellungen vom 12.03.2009 bis zum 01.04.2009.

Infos

Stellen Sie sich vor, Sie müssten mit ihrer Familie in einem einzigen Zimmer wohnen und sich Küche, Bad und Telefon mit bis zu zwei Dutzend weiteren Personen teilen. In St. Petersburg ist das nicht ungewöhnlich, sondern ein Relikt aus den Zeiten der sowjetischen Normzuteilung und noch lange nicht Vergangenheit.
Ungeübt im Umgang mit Besitz aber jahrzehntelang trainiert im Ergattern von staatlichen Zuteilungen, setzt das Ausloten eines angemessenen Marktwertes für die einzelnen Zimmer dieser Wohnung eine Dynamik in Gang, die das Verhältnis aller Beteiligten noch ein letztes Mal auf die Probe stellt. Nun geht es nicht mehr darum, wer wie lange morgens das Bad blockiert oder die Küche mit besonders strengen Essensdüften verpestet. Jetzt, da sich ihre Wege unwiderruflich trennen, will jeder das Optimale für sich herausholen und scheut dabei vor nichts zurück. Denn entweder es ziehen alle aus, oder keiner!

Diese Suche nach immer neuen Lösungsansätzen entwirrt der Film, indem er jedem Erzählstrang geduldig nachgeht. Anstatt seine Protagonisten moralisierend zu verzerren - hier die profitgierigen Makler, dort die ohnmächtigen Bewohner der Kommunalwohnung - bleibt er ihnen dicht auf den Fersen und zeigt sie im Kontext einer Bewegung, die die einstigen Nachbarn in alle Himmelsrichtungen auseinander führt.
Weil sich pereSTROIKA gerade auf die Details des existenziellen Kampfs seiner Protagonisten um ein neues Zuhause einlässt, entwirft der Film ein Bild davon, wie sich freie Marktwirtschaft in Russland heute anfühlt.

"Christiane Büchner zeichnet mithin ein desolates Bild des heutigen Putin-Russlands. Nebenbei offenbart sich die russische Mentalität beim schwierigen Unterfangen, Mensch zu bleiben und die eigene Lebenssituation zu verbessern. Denn, immerhin, Wandel ist möglich."

(Blickpunkt Film)

weitere Informationen (z.B. Trailer)

Deutschland 2008; 85min; OmU; R: Christiane Büchner