Morgen (Завтра)

Infos

Weißrußland 2017
Sprache(OF): russisch
Regie: Julia Shatun
75 min
FSK 0

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russisch dok

Der Film «Morgen» spielt in Mozyr. Es hätte aber genauso gut jede andere belarusische Provinzstadt sein können. Die Hauptfigur ist 56 Jahre alt, gelernter Englischlehrer, doch gezwungen, sein Geld mit der Verteilung von Reklamezetteln in Briefkästen zu verdienen. Seine Frau arbeitet nicht und hilft ihrem Mann. Ihr Sohn studiert in Minsk.
Für das verdiente Geld kaufen sie ihm eine Winterjacke. Auf Raten. Die Geschichte von «Morgen» ist die Chronik des Alltagslebens provinzieller Intellektueller.
Menschen mit Universitätsabschluss, deren Tage sich wie einer dem anderen gleichen - Tagelöhnerarbeit, zur Post, bescheidenes Abendessen, Abendnachrichten.
Shatuns Film ist einer der wenigen, die das Leben in Belarus hier und jetzt fixieren. Darüber hinaus gelingt es der jungen Autorin, die belarusische Mentalität auf den Punkt zu bringen, «Gelassenheit» und wie man damit leben kann.

Bereits im Vorspann liest man, dass die Gesichter auf der Leinwand die von Shatuns Eltern sind. Des Realismus halber bat Julia sie, vor der Kamera so zu reden, wie sie es sonst auch miteinander tun. Derartiger Bezug zur «Lebenswahrheit» erhöht das Dokumentarische des Films.

Nicht erstaunlich, wenn man weiß, dass die Autorin als Lieblingsregisseure Chantal Akerman, Aki Kaurismäki, Roy Andersson und Nuri Bilge Ceylan nennt.
In bester Tradition von «Dogma 95» gibt es keine Musik, wenn sie nicht sowieso am Drehort erklingt. Wie in Anderssons Filmen gibt es keine Nahaufnahmen. Shatun ist, wie auch Seidl, leidenschaftslos. Ihr Film ist voll unfreiwilligen Humors und ausgeprägter Bildsprache, wie bei Ceylan.
Formal ähnelt «Morgen» dem unabhängigen US Film. Gedreht außerhalb des Systems großer Studios mit improvisierten Mitteln, ohne Budget, fast handgemacht, doch authentisch und von eigener Form.

«Morgen» ist ein stiller, ausgewogener, sanfter und sehr kluger Film.

IFF Minsk «Listapad» 2017: Nationaler Wettbewerb
– Bester belarusischer Film
- Preis der belarusischen Gilde der Filmkritiker
IDFF Marseille:
- Erster Preis
- Renaud Victor Preis
- Marseille Espérance Preis (lobende Erwähnung)
- Georges de Beauregard International Preis (lobende Erwähnung)

Julia Shatun
*1992 in Mozyr/Belarus. Dreht in der Jugend Amateurfilme.
Studium der angewandten Kulturologie an der staatl. Universität Belarus in Minsk, Abschluss M.A. Ihr Debütfilm «Morgen» ist erfolgreich.
Die Autorin, Regisseurin, Produzentin, Darstellerin, Kamerafrau und Editorin
verdient ihren Lebensunterhalt als Expertin für Social Media Marketing.
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Im Rahmen unserer Filmreihe RUSSISCH DOK zeigen wir 1x im Monat aktuelle Dokumentarfilme russischsprachiger FilmemacherInnen.
RUSSISCH DOK präsentiert Filme, die man sonst in Deutschland nicht im Kino zu sehen bekommt, da sie (noch) keinen internationalen Verleih haben. Die Filme werden in russischer Originalversion mit englischen oder deutschen Untertiteln vorgeführt.

Программа документального кино русскоязычных творцов. Ежемесячно в избранных кинотеатраx в русском оригинале с англ. субтитрами

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