Zur falschen Zeit am falschen Ort
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Vorfilm: Sonnenregenkinder (OmeU)
Potzlow, Brandenburg 450 Einwohner.
Im Juli 2002 wurde hier der 17-jährige Marinus von drei Jugendlichen brutal gefoltert, zu Tode misshandelt und in eine Jauchegrube verscharrt. Matthias war Marinus Freund und hat seine Leiche ausgegraben. Seitdem ist er traumatisiert und leidet unter schweren Depressionen. Die Schule hat er - der „Verräter“ - abgebrochen und die nächsten Monate vor dem Fernseher auf seinem Zimmer verbracht.
Nun sucht er einen Neuanfang. Er sei nur verstockt, sagt sein Vater, er ruhe sich darauf aus, auf der „schlimmen Sache“ und früher hätte man sich mehr um die Kinder gekümmert. Die Eltern sind schuld sagt der Bürgermeister, und die Medien wollen nur schnelle Antworten, dabei sei doch die Tat nicht geplant gewesen, die wollten nur mal die Sau rauslassen. Man hat darüber geredet, aber „ irgendwann muss das mal wieder aufhören“.
Potzlow ist zur Tagesordnung zurückgekehrt: man trinkt, kifft und trinkt. Ergötzt sich an scheinbar harmlosen Spielen. Spielchen, bei denen einer immer der Unterlegene ist.
„Is doch ganz normal“, sagen die Opfer hinterher, „is jeder mal dran, man soll nicht soviel grübeln“. Wer grübelt, der ist schwach, einer wie Marinus, einer wie Matthias.
"Zur falschen Zeit am falschen Ort“ ist eine dieser einfühlsamen, subtilen Dokumentationen, die einen nicht mit Fakten erschlagen, sondern dank einem geschickten Stil, den richtigen Andeutungen und dem richtigen Zusammenschnitt des Materials das Publikum nachhaltig zum Nachdenken anregen." René Malgo
Vorfilm:
Sonnenregenkinder
Österreich/2003, 36 Min., OmeU R: Catherine Radam
"Ich war einmal ein Mädchen und lebte in der Deutschen Demokratischen Republik" - So beginnt die Erzählung einer Zeit, die so fern ist vom Heute und doch ein Teil meiner Kindheit. “sonnenregenkinder” ist ein bewusst subjektiver Film zum Thema „Mauerfall“. Er versucht eine Lücke zu füllen, zwischen den Dokumentationen, die kurz nach dieser Zeit entstanden und den Bildern der Gegenwart. Damals ahnte man noch nicht, was übrig bleiben würde, von der Hoffnung und Angst, die man der Zukunft entgegenbrachte. Jetzt ist es an der Zeit, die „sonnenregenkinder“ zu Wort kommen zu lassen. Ich habe Fragen gestellt, an meinen Vater, an einen Freund und an dessen Vater. Doch vor allem an mich. Ein paar Kindersendungen aus der DDR gaben dabei ebenfalls ungefragt Antworten. (Catherine Radam)
D 2005, Dokfilm, 65 Min, R: Tamara Milosevic