Yella

Vorstellungen vom 25.10.2007 bis zum 06.02.2008.

Infos

Devid Striesow - DER Schauspieler 2007!!!!

„Man sagt, dass den Sterbenden ihr Leben wie ein Film vor den Augen vorbeiziehe. Auch Yella sieht einen Film. Aber sie sieht nicht ihr gelebtes Leben. Sie will fort. In das andere, erträumte, ungelebte Leben. In eine Welt der Hotels, der Verhandlungen, der Beweglichkeit, der Entscheidungen. In eine leichte Welt. In ihren Film hat sich etwas Dunkles eingenistet. Und die Liebe. Yella geht durch diesen Film.“

(Christian Petzold, Vorbemerkung Drehbuch ‚Yella’)

Yella fängt noch einmal an, jenseits der Elbe, im Westen, wo es Arbeit und Zukunft geben muss. Sie hat Wittenberge hinter sich gelassen, die gescheiterte Ehe, die Insolvenz der Firma ihres Manns Ben. In Hannover lernt sie Philipp kennen, der für eine Private Equity-Firma arbeitet. Als seine Assistentin bewährt sie sich in der Welt des Risiko-Kapitals, der gläsernen Büros, der unentwegten Bewegung. Philipp ist aufmerksam, unsentimental, mit einem Ziel vor Augen, einem handfesten Traum, der ein gemeinsamer werden könnte. Yella wird seine Gefährtin. Unmerklich nistet die Liebe sich in ihre Komplizenschaft ein.

Doch immer wieder bricht etwas auf, zieht sie etwas zurück zum Ort, den sie verlassen hat, drängen Bilder, Stimmen, Geräusche aus der Vergangenheit in ihr neues Leben. Yella  hat Angst, dass sie träumt. Dass dieser Traum vorbei ist, wenn sie die Augen schließt.

ZUM FILM

In seinem achten Spielfilm erzählt Christian Petzold von einer jungen Frau, die ihren Platz finden will in einer Welt der Schnelligkeit und Bewegung; von den Menschen, die sie zurücklässt; von einer neuen Begegnung, in der die alte Sehnsucht aufscheint. Vorstellung und Wirklichkeit, Erinnerung und Ungebundenheit, Hingabe und Berechnung durchdringen sich in vielschichtig komponierten Bildern von unsentimentaler Melancholie und zärtlicher Präzision zum Traum einer Liebe in den Zeiten des Risikokapitals.Mit Nina Hoss, Devid Striesow und Hinnerk Schönemann versammelt Yella drei herausragende Schauspieler des jungen deutschen Kinos in den Hauptrollen. Das weitere Ensemble ist mit Burghart Klaußner, Barbara Auer, Christian Redl, Michael Wittenborn, Wanja Mues, Peter Benedict und Martin Brambach bis in die Nebenrollen hochkarätig besetzt. Hinter der Kamera stand, wie in allen bisherigen Filmen Christian Petzolds, Hans Fromm; für die Montage war Bettina Böhler (u.a. Die Innere Sicherheit, Gespenster) verantwortlich. Yella ist die sechste Zusammenarbeit Christian Petzolds mit der Berliner Produktionsfirma Schramm Film.

„Nina Hoss als Yella in dem traumhaften neuen Film von Christian Petzold... Petzolds Filme wirken transparent in jedem Moment, aber man ist am Ende nie sicher, auf welcher Ebene der Wirklichkeit man sich eigentlich bewegt hat. Yella ist eine unglaublich spannende, lustvolle Erfahrung.“
Fritz Göttler, Süddeutsche Zeitung

„Christian Petzolds Yella ist ziemlich sicher etwas, das man altmodisch ein Meisterwerk nennen darf. Näher an das Gegenwärtige, daran, wie man lebt, derzeit, kann man mit den Mitteln des Kinos kaum kommen, auch nicht weiter darüber hinaus, und schon gar nicht tiefer ins Zwischendrin.“ Georg Seeßlen, Freitag

„Christian Petzold ist der wichtigste Vertreter jenes Autorenkinos geworden, das seit zwanzig Jahren immer wieder totgesagt wird und doch nie ganz verschwinden wird. Der Autorenfilm lebt, er blüht sogar. In diesem Jahr heißt er Yella ... Nina Hoss ist Yella. Eine Schauspielerin, wie sie das deutsche Kino seit Hannah Schygulla und Barbara Sukowa nicht mehr gehabt hat. Der Film ist ihr Tanz mit der Kamera, so wie die Geschichte Yellas Traum ist. Und doch spürt man, dass dieser Tanz auch eine intellektuelle, keine rein instinktive Leistung ist. Petzold lässt seiner Hauptdarstellerin die Freiheit, ihrer Figur eine eigene Form zu geben.“ Andreas Kilb, Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung

„Herausragend!“ Tip

„Die atemberaubend kontrolliert spielende Nina Hoss führt uns die Welt der Bilanzen vor als eine, in der jede Geste zählt, in der Existenzen auf den Treibsand von Zahlen gebaut sind. Eine Welt auch, wie Yella am Ende lernt, in der Schuld und Verschuldung, mithin Moral und Kapital voneinander nicht zu trennen sind. Man stürzt nicht zweimal in denselben Fluss...
Das Gespenstische ist bei Petzold keine Kraft der Natur, sondern Effekt einer gründlich entzauberten Welt.“ Ekkehard Knörer, Die Tageszeitung

„Christian Petzolds Filme sind hell, sie sind klar. Mit seinem Kameramann Hans Fromm hat Petzold einen Stil entwickelt, in dem Klarheit und Geheimnis eins sind. Aber der Denkprozess, in den der Zuschauer verwickelt wird, ist potenziell unabschließbar. Petzolds Filme stellen die großen Fragen der Existenz, Fragen nach Schuld, nach der Identität, nach dem Leben des Menschen; sie stellen diese alten Tragödien-Fragen hinein in die geschichtslose Bundesrepublik. Der Eintritt des Schicksals in eine expressiv herabgedimmte Welt: Diese Konstellation erinnert an den frühen Botho-Strauß. Christian Petzold erzählt ohne dessen ideologischen Ballast, aber mit der gleichen hochempfindlichen Beobachtungsgabe sowie einer Assoziationskraft, die Triviales und Märchenhaftes so kühn wie anmutig zusammenbringt ... Yella ist ein unheimlicher, ein unheimlich starker Film.“ Peter Uehling, Berliner Zeitung

„Muss man sehen!“ Zitty
„Ein gespenstisch schöner Film... Wie sehr Petzolds Film ein Mystery-Thriller ist, versteht man erst beim zweiten Sehen, wenn all die Irritationen plötzlich keine Fragen mehr stellen, sondern Antworten geben, wenn die gespenstische Schönheit des Films ihr wahres Gesicht offenbart. Petzolds Kino hat sich von Anfang an dadurch ausgezeichnet, dass er einen Blick auf die Welt wirft, der sich nicht mit der Bebilderung von Vorurteilen begnügt, sondern versucht, das Besondere der Wirklichkeit zu erfassen. Seine Filme gehen mit offenen Augen durch Deutschland. Es ist, als würde in Yella etwas scharfgestellt, das sonst immer verschwommen bleibt.“ Michael Althen, FAZ

„Nina Hoss und Devid Striesow geben ein sensationelles Paar, das einem gerade wegen seiner Kantigkeit immer mehr ans Herz wächst ... Ein Bilderfest für erwachsene Zuschauer, die gern ihre Aufmerksamkeit kitzeln lassen – die subtilste Gruselgeschichte des Filmjahres!“ Andreas Jüttner, Badische Neueste Nachrichten

„Weil sich dieses Land gegenwärtig besser nicht beschreiben lässt, kommt Yella zum denkbar besten Zeitpunkt.“ Hanns-Georg Rodeck, Die Welt
„Wie erzählt man mit Bildern und Tönen von der Gegenwart? Wie viele Bilder und Töne benötigt man und wie montiert man sie, um die Abstraktheit und Kälte der Beziehungen im neoliberalen Kapitalismus zu einem schlüssigen Film zu verdichten? Man muss zunächst einmal die grassierende Mode der „warmherzigen Sozialkomödie“ über die kleinen, aufrechten Leute vergessen, Filme, in denen sich der Zuschauer wider alle Vernunft und Erfahrung einlullen lässt, weil die Protagonisten ihr Herz am rechten Fleck haben und sich so bewehrt durch die Unbill des Lebens menscheln, dass sich die Balken biegen.

Nein, Christian Petzolds Filme haben ganz andere Qualitäten. Obwohl sie oberflächlich spröde und bis hin zur Ellipse verdichtet wirken, entfalten sie beim genaueren Hinsehen einen ungeheuren Reichtum. Ihm geht es um das Registrieren und Verstehen von Haltungen im sozialen Raum. Die Präzision seiner Filme verdankt sich einem genuin politischen Interesse daran, wie unsere Gesellschaft funktioniert, wie sie sich in die Körper der Menschen einschreibt, sie diszipliniert und zurichtet aufs Funktionieren... Dass sie trotzdem keine Thesenfilme sind, sondern prachtvoll gesättigte, sinnliche Erzählungen, die den Zuschauer auf verschiedenen Ebenen zum Mitdenken einladen, ist Resultat des Talents, Schwieriges in Einfaches zu überführen und sich sich dabei aus dem Fundus der Filmgeschichte zu bedienen, Kamera, Farbdramaturgie und Musik stimmig einzusetzen. In Yella ist all dies in geradezu meisterhaft gestalteter Form zu beobachten... Ein lyrischer Tanz der Gespenster im Transit!“ Ulrich Kriest, Stuttgarter Zeitung

„Risiko!“ BZ

„Petzolds Gespenster sind paradoxe Figuren: irgendwie nicht von dieser Welt und doch Archetypen unserer Zeit. Ihre Parallelexistenz findet in einer Epoche geisterhafter Datennetze, deregulierter Wirtschaftsvorgänge und sozialer Zerplitterung statt. Ihre Lebensverhältnisse sind die einer verflüssigten, ephemer und unverbindlich gewordenen Zeit ... Das ‚Prinzip Gespensterwelt’ ermöglicht es Petzold, klischeefrei von Verhältnissen zu erzählen, die jeder Beschreibung spotten.“ Jens Hinrichsen, Film-Dienst

„Es ist schwer, über Christian Petzolds Filme zu reden, ohne an ihr Geheimnis zu rühren. Bei Krimis zu verraten, wer der Mörder ist, ist nicht so schlimm, die meisten sind harmlos. Christian Petzolds Filme sind nie harmlos. Und Yella erst recht nicht. (...) Yella ist ein beklemmend real-irrealer Schwebezustand geworden. Nicht nur ein individueller, auch einer unserer Venture-Kapital-Welt.“ Der Tagesspiegel

„Ganz nah dran am Hier und Jetzt erzählt Christian Petzold in Yella von der Unmöglichkeit, ‚gut zu sein und doch zu leben’, wie es die Götter bei Brecht forderten. Das Schöne an Petzolds Film ist, wie es ihm gelingt, das Persönliche und Politische untrennbar miteinander zu verzahnen: Sein Film handelt nicht nur vom modernen Kapitalismus, sondern auch davon, wie er sich bis in den Gang, die Gesten und Bewegungen der Menschen einschreibt.“ Welt am Sonntag

„ Yella gelingt etwas, woran sich die meisten Beiträge des Festivals vergeblich abarbeiten: Er schaut mit einem Blick auf seine Geschichte, der gleichzeitig wissend und für alles offen ist, er verzaubert die Wirklichkeit und enthüllt sie zugleich. (...) Über den modernen Kapitalismus, wie er wirklich ist, gebe es keine Erzählung, nur alte, verbrauchte Bilder, hat Petzold zu seinem Film erklärt. Yella legt diese Erzählung nun vor. Es ist ein Film, indem sich die Genauigkeit eines Godard mit der Phantasie des frühen Wenders mischt, ein französischer Blick mit einer deutschen Empfindsamkeit. Also etwas ganz Unwahrscheinliches, Beglückendes, weit über den Rahmen der ‚Berliner Schule’ hinaus.“ FAZ

„Ein präzise inszenierter, dicht verwobener metaphysischer Thriller, der Christian Petzold als einen der besten deutschen Regisseure der mittleren Generation bestätigt.“ Variety

„Ein echter Grund zur Freude ist der Silberne Bär für Nina Hoss – nicht nur, weil damit die subtile Leistung einer Schauspielerin geehrt wird, sondern auch, weil Petzold sich mit den Konflikten der Gegenwart befasst, ohne sich mit vordergründigen filmischen Lösungen zufrieden zu geben. Je mehr Understatement er sich, seiner mise en scène und seinen Darstellern abverlangt, umso mehr genießt man in Yella ein in diesem Berlinale-Wettbewerb rares Erlebnis: Man sieht einen Film, der mit der Intelligenz des Zuschauers arbeitet, nicht gegen sie.“ Taz

D 2007, 89 Min., R: Christian Petzold, Mit: Nina Hoss, Devid Striesow, Hinnerk Schönemann, Christian Redl, Burghart Klaußner