Tuyas Hochzeit
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Eine Geschichte über den Mentalitätswandel im Reich der Mitte, die schwierige Situation zwischen Tradition und Moderne und die damit einhergehende Veränderung im privaten Bereich und in der Gesellschaft, die Familie als Überlebensvehikel. All das bringt Regisseur Wang Quan'an in "Tuyas Hochzeit" unterhaltend und dennoch tiefgründig zusammen.
Tuya ist Schafzüchterin in der Inneren Mongolei, kein Bauernmädchen, sondern eine resolute Frau mit Herz und Verstand, die ihren behinderten Mann versorgen muss, zwei Kinder und 100 Schafe. Endlose Steppe, große Entfernungen bis zur nächsten Wasserstelle, Arbeit ohne Unterlass.
"Ein stiller, aber kraftvoller Film über eine Frau, die noch einmal von vorn beginnen möchte - begleitet von wunderschönen Landschaftsbildern der Mongolei"
Paul Schrader, Jurypräsident, anläßlich der Verleihung des Goldenen Bären bei der Berlinale 2007
"... ein schöner und immer wieder skurriler Film" KÖLNER STADTANZEIGER, 23.08.2007
Tuyas Hochzeit" hat den Stoff für das ganz große Kino und besitzt dabei die seltene Gabe, diesen wunderbar bescheiden, nah am Leben zu präsentieren." FILMDIENST, Nr. 17/07
"Mit Tuya bringt Regisseur Wang Quan´an (womöglich) eine der stärksten Frauenfiguren seit langem auf die Leinwand." DER SCHNITT, Nr. 3/07
"bildgewaltiges Drama" VANITY FAIR, Nr:35/07
"Ein absolut sehenswerter und berührender Film" ZDF ASPEKTE
"Atemberaubend schön." PROGRAMMKINO.DE
"Tuya" ist alles andere als eine Heimatschnulze vor fotogener Kulisse. Die Tränen, die hier nicht geweint werden, sind die der Ausweglosigkeit." BERLINER ZEITUNG, 22.08.2007 Als Tuya die Anforderungen körperlich nicht mehr schafft und krank wird, kommt das Paar ganz pragmatisch überein, sich scheiden zu lassen. Ein neuer und finanziell besser gestellter Mann könnte die Situation erleichtern. Eines soll der Zukünftige ihr aber vor der Hochzeit ganz fest versprechen, den "Ex" nicht in eine Klinik abzuschieben, sondern mitzuversorgen. Schließlich zählt bei den Nomaden der Steppe noch Loyalität, Zusammenhalt und Einheit der Familie auch in schlechten Zeiten. Aber die Zeiten ändern sich gerade, und solche gewünschten Gutmenschen sind rar gesät! Mögliche Ehekandidaten aus der Stadt diskutieren das Für und Wider wie auf einem Viehmarkt, suchen dann schnell das Weite, nicht jeder will ein weibliches Wesen mit Köpfchen unterm Kopftuch und kostenpflichtigen Anhang.
Wie sich die Hirtenfrau couragiert durchs Leben kämpft und doch noch einen treuen Freund findet, das ist mal mit einer Prise Traurigkeit, mal mit einer Dosis herzerfrischendem und lakonischem Humor garniert. Anders als "Die Geschichte vom weinenden Kamel" von Byambasuren Davaa geht Wang Quan'an über das individuelle Schicksal hinaus, zeichnet die aufkommenden kapitalistischen Strukturen, Flucht in den Alkohol und die Macht des Geldes, die langsam Normen und Werte der Nomaden untergraben. Die Regierung möchte die mongolischen Hirten in urbane Zentren verfrachten, stößt aber nicht unbedingt auf Gegenliebe.
Tuya weigert sich, ihr Weideland zu verlassen. Sie ist eine starke Frauenfigur mit strahlender Sinnlichkeit, die sich aber nicht mit nackter Haut ausdrückt, sondern in der Verhüllung. Zumeist rennt sie dick eingepackt durch die Gegend, die Haare bedeckt und wirkt dennoch erotisch in ihrer spröden Art und ausgesprochenen Sturheit, was vielleicht dem zärtlichen Blick des Regisseurs auf seine Hauptdarstellerin Nan Yu zu verdanken ist. Nicht nur wegen der traumhaft schönen Bilder einer bedrohten Kultur und weiten Landschaft von Kameramann Lutz Reitemeier ein verdienter "Goldener Bär" in Berlin.
br-online.de
China 2006, 96 Min., R: Wang Quan'an, Mit: Nan Yu, Bater, Zhaya