Schlingensief - Die Piloten
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Im Januar 2007, 10 Jahre nach der legendären Talkshowsatire Talk 2000, will Aktionskünstler Christoph Schlingensief mit der Kunstaktion „Die Piloten - eine Talkshow in 6 Folgen, die nie ausgestrahlt wird“ überprüfen, wie Selbstdarstellung in den Medien heutzutage funktioniert.
Im Foyer der Akademie der Künste Berlin lässt Schlingensief eine riesige Drehbühne installieren, auf der er mit seinen prominenten Gästen Claudia Roth, Oskar Roehler, Rolf Hochhuth, Klaus Staeck, Hermann Nitsch, Lea Rosh, Katharina Schüttler, Rolf Zacher, Jürgen Fliege, Sido und Gotthilf Fischer die Wahrheit zwischen den Bildern sucht. Falsche und echte Prominente mit falschen und echten Geschichten sollen das Publikum misstrauisch machen gegenüber medialer Selbstdarstellung.
Was als Unterhaltungssendung beginnt, nimmt plötzlich eine ernste Wendung, als Schlingensief am zweiten Drehtag erfährt, dass sein Vater im Sterben liegt und Grünen-Vorsitzende Claudia Roth ihm vor der Aufzeichnung erzählt, dass ein enger Freund von ihr, der türkisch-armenische Autor Hrant Dink vor einigen Stunden erschossen wurde.
Emotional aufgewühlt machen Schlingensief und Claudia Roth sich selbst und den Tod zum Thema der „Piloten“.
Ein halbes Jahr später, im Juli 2007, wird die noch fehlende Piloten-„Sendung“ in der Akademie der Künste nachgeholt. Dieses Mal jedoch komplett anders: in einem analytischen Gespräch mit Boris Groys wird das anwesende Publikum Zeuge, wie sich Schlingensief mit dem Medientheoretiker Boris Groys die Höhepunkte seiner medialen Selbstausbeutung anschaut und sich für den Ausverkauf öffentlich geißelt. Ihr kritisches Fazit: Unsterblichkeit durch die Medien zu erlangen, ist die Religion unserer Zeit.
Die Piloten sind keine Talkshow!
Sich erinnern heißt vergessen.
Keiner sieht alles!
Dokumentation Deutschland 2008; 95min; Regie: Cordula Kablitz-Post