Nach der Hochzeit

Vorstellungen vom 29.03.2007 bis zum 25.04.2007.

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Wenn Dänen Feste feiern, purzeln die Enthüllungen: Spannendes, kantiges Familiendrama von Susanne Bier.

Der Däne Jacob lebt in Indien und engagiert sich für Waisen und Straßenkinder. Besonders den kleinen Jungen Pramod hat er ins Herz geschlossen. Kurz vor dessen achtem Geburtstag jedoch muss Jacob nach Dänemark fliegen, weil ihn ein potenzieller Geldgeber persönlich kennenlernen will. Was Jacob befürchtet, wird wahr: Die Reise hält ihn länger in der alten Heimat fest.

Der dänische Geschäftsmann Jørgen stellt Jacob eine Millionenspende in Aussicht. Doch zuerst lädt er Jacob zur Hochzeit seiner Tochter ein. Dort gibt es für Jacob eine Kette von Überraschungen: Jørgens Frau ist seine ehemalige Freundin. Als sie sich trennten, war Helene schwanger, was Jacob nicht wusste. Anna, die heute heiratet, ist seine Tochter. Helene und Jørgen stellen sich den Fragen Jacobs und Annas nur widerwillig. Wie sich herausstellt, wusste Jørgen, wer Jacob ist.

"Die dänische Regisseurin Susanne Bier hat mit „Nach der Hochzeit“ ein spannendes Familiendrama aus der Feder von Anders Thomas Jensen („Adams Äpfel“) inszeniert. Ihren Dogma-Hintergrund lassen die beiden anhand der Nähe zu Thomas Vinterbergs „Das Fest“ anklingen. Lustvoll werden Enthüllungen auf großen Familienfeiern zelebriert. Die Reden der Brautleute auf ihrer Hochzeit lassen dabei nicht nur bereits erkennen, dass ihre Ehe auf Sand gebaut ist, Jacob erfährt auch, dass die Braut, ohne es selbst zu wissen, seine Tochter ist.

Später wird das Motiv des Jonglierens mit Wahrheit, Emotionen und Versöhnung auf dem Geburtstagsfest Jørgens wiederholt. Diesmal hält er eine Rede, die eine bittere Wahrheit verbirgt, von der nur seine Frau und Anna wissen. Spannung erzeugt Susanne Bier auch durch wiederkehrende Nahaufnahmen von Augen: die eines toten Fuchses, der Hirschtrophäen in Jørgens Haus, die Augen Jacobs, Helenes. Es ist, als verberge sich auch nach der Enthüllung von Jacobs Vaterschaft noch ein weiteres Geheimnis in dieser Familie, etwas, das der Blick vielleicht nicht aushalten kann.

Jacob, gespielt von Mads Mikkelsen, passt nicht in die reiche Welt von Jørgen. Genüsslich führen die Filmemacher die alltäglichen Luxussymbole, etwa die Hotelzimmerausstattung, vor. In Jacobs Ohren ist das sinnlos ausgegebenes Geld, weil er an all das denkt, was seine Straßenkinder entbehren. Auch macht es Jacob ungeduldig, wie wenig sich der Whiskyliebhaber Jørgen für die Einzelheiten seines Projekts in Indien interessiert.

Zunächst ist Jacob der Fremde, Verschlossene. Nach der Enthüllung der Vaterschaft aber kippen die Rollen: Helene und Jørgen sind die Unnahbaren, Wortlosen, die nicht wissen, wie sie mit Jacob umgehen sollen. Allein die Tochter Anna schafft es, zu ihrem neuen Vater einen ersten, sehr zaghaften Kontakt herzustellen. Diese rätselhafte, lange anhaltende Schwebe, das Kreisen um kantige, sperrige Figuren verleiht dem Film Spannung. Mit diesem Stilmittel kommt Susanne Bier den Personen allmählich nahe genug, um ihre emotionalen Krisen sichtbar zu machen. Dabei hilft der Regisseurin ihre Vorliebe für die Handkamera.

Mag sein, dass Dänen eher kühl wirken und ihre Gefühle nicht nach außen tragen. Manchmal jedoch kippt die Verschlossenheit in „Nach der Hochzeit“ in eine bleierne Schwere und Grübelei, zu der ja auch die deutsche Seele neigen soll. Wenn gegen Schluss das Geheimnis gelüftet wird, das die Augen-Aufnahmen andeuteten, wird offensichtlich, wie viele Kitschfallen diese kantige Inszenierung umschifft hat. Zum Gelingen des Dramas tragen auch die schauspielerischen Leistungen von Mads Mikkelsen und von seinem Gegenspieler Rolf Lassgard in der Rolle von Jørgen bei. "/cinefacts.de

Erschütternd stark gespieltes, eindringlich geschriebenes und inszeniertes Familienmelodram, mit dem Susanne Bier sich nach "Open Hearts" und "Brothers" abermals als Ausnahmetalent empfiehlt. Neben Bond-Gegenspieler Mikkelsen überzeugt Rolf Lassgard als Patriarch. / kino.de

... dass dieser Film geradezu ein Musterbeispiel dafür ist, auf welche Weise und mit welch einfachen Mitteln heutzutage emotionale und bewegende Geschichten erzählt werden können. Und deshalb sei dieser Film auch allen Filmemachern und Drehbuchschreibern ausdrücklich empfohlen; nicht zur Nachahmung, sondern als unerschöpfliche Quelle der Inspiration. / kinozeit.de

Nach der Hochzeit wurde für die Kategorie Bester fremdsprachiger Film der Oscars 2007 nominiert

DK/S 2006, 119 Min., R: Susanne Bier, mit: Mads Mikkelsen, Rolf Lassgård, Sidse Babett Knudsen, Mona Malm u.a.