Messies - Ein schönes Chaos
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Die Poesie des Gerümpels
"Etwa zwei Prozent der Schweizer Bevölkerung gelten als krankhafte «Messies». Sie sammeln so extensiv und kompromisslos, dass ihr Verhalten sie isoliert. Sie werden ihren Mitmenschen zur Last oder verkriechen sich in den eigenen Wänden – sofern da noch Platz ist.
Nicht nur in Boulevardmedien werden jeweils besonders abstruse Fälle vorgeführt: als Beleidigung jeglichen Empfindens für Ordnung und Mass in der aufgeräumten Schweiz.
Ulrich Grossenbacher wählte einen anderen Weg. Neugierig begegnet er vier Menschen, die mit ihrem «Puff» auf unterschiedliche Weise umgehen.
Grossenbacher scheut zwar keine Drastik der Anschauung, etwa wenn er in einem Schwenk genüsslich langsam die Dimension eines Chaos enthüllt oder wenn er seine Protagonisten bei ihren Gängen durch ihre archäologischen Ablagerungsschichten mit einer Minikamera behängt.
Die präzis gesetzte Musik unterstützt mitunter den ironisierenden Blick. Es ist aber das Interesse für seine Protagonisten, ihr Erleben, ihre Kreativität, ihre Verdrängungsstrategien und ihre Erklärung des eigenen Tuns, das ihn leitet. Hinter Verschrobenheiten zeigen sich komplexe Charaktere. Sie präsentieren sich nicht vornehmlich als Kranke, sondern als Menschen mit einem überschäumendem Interesse für alles.
Sie konfrontieren uns mit Fragen: Was ist normal, was ist krankhaft?
Grossenbachers Respekt für seine «Messies», sein Sinn für Dramaturgie und seine visuelle Poesie führen zu Szenen voller Situationskomik und Skurrilität, ohne dass unser Lachen auf Kosten der Protagonisten geht." (Thomas Schärer)
CH 2012, 117min, OmU, FSK: 0, R: Ulrich Grossenbacher