Magnolia

Vorstellungen vom 02.07.2005 bis zum 06.07.2005.

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Was tut ein junger Regisseur, der bereits für sein zweites Werk höchste Anerkennung erhalten hat? Im Falle von Paul Thomas Anderson (P.T. für seine Fans) setzt man sich hin, und schreibt nach der zweieinhalbstündigen Porno-Chronik "Boogie Nights" ein dreistündiges Epos über das kalifornische San Fernando Valley und die Menschen, die dort leben, leiden und sterben.

Unter ihnen befindet sich ein zwölfjähriges Wunderkind, ein fünfzigjähriges Ex-Wunderkind, ein krebskranker, verbitterter Mann, dessen stiller Pfleger, ein Frauen hassender Macho, ein Quiz-Show-Moderator, seine drogenabhängige Tochter und ein Polizist, der versucht «Gutes» zu tun. Sie alle begegnen sich innerhalb von 24 Stunden wie auf vorbestimmte Weise. Manche Begegnungen sind flüchtig, andere von längerer Dauer, und doch wird einem das Gefühl gegeben, die Abläufe seien unabänderlich miteinander verbunden. Die Interpretationsmöglichkeiten dieser verschiedenen Begegnungen sind so zahlreich wie die Personen vielschichtig. Anderson gibt mehr als genug Anlass zum Deuten und Analysieren.
Absolut unzweideutig hingegen sind die fantastischen Leistungen der Schauspieler. Die meisten von ihnen, u.a. Philip Baker Hall, John C. Reilly, Philip Seymour Hoffmann, Julianne Moore oder William H. Macy waren bereits bei Andersons letzten Projekten («Hard Eight» und «Boogie Nights») mit von der Partie. Ein Umstand, der es Anderson ermöglichte, «seinen» Akteuren die jeweiligen Rollen auf den Leib zu schreiben. Jede Figur ist so komplex und faszinierend, dass sie einen eigenen Film füllen könnte. Anderson spielt Gott und lässt die in ihren Gegensätzen meilenweit voneinander entfernten Charaktere mit Höchstgeschwindigkeit aufeinander zu rasen, um herauszufinden, was der Zusammenprall bewirken könnte.
Anderson demonstriert, wie trotz aller Aufklärung und trotz allen Glaubens an die Macht der Vernunft und des Verstandes, an die Planbarkeit unseres Lebens emotionale Verstrickungen unser Leben beherrschen. Wir müssen planen, kalkulieren, aber oft sind wir uns nicht darüber bewusst, wie sehr unsere Pläne scheitern können und welche Folgen dies für uns und andere haben oder haben kann. Anderson demonstriert im Zeitalter der Rationalität die Irrationalität des menschlichens Lebens.

USA (1999), Drama, 180 min.
Regie + Drehbuch: Paul Thomas Anderson
Besetzung: William H. Macy, Julianne Moore, Ezra Buzzington, William R. Mapother, Tom Cruise, Henry Gibson, Luis Guzmán ...