Ersatzteile

Vorstellungen vom 30.03.2006 bis zum 12.04.2006.

Infos

Erstaufführung!!!

Krsko, die einzige slowenische Stadt mit einem Atomkraftwerk: Ludvik, ehemaliger Speedway-Landesmeister, lebt vom Menschenschmuggel. Er wirft ein Auge auf den jungen Rudi, der bei der Rennbahn herumhängt, und nimmt ihn in sein Schlepper-Team auf.
Rudi ist zunächst entsetzt über die Methoden, mit denen die Flüchtlinge behandelt werden, lernt aber schnell, sich anzupassen. Zwischen ihm und Ludvik entwickelt sich eine Vater-Sohn-Beziehung, und bald zeigt Rudi, dass er Ludvik an Hartgesottenheit um nichts nachsteht.

"Rezervni deli", "Ersatzteile", nennen die Schmuggler die Menschen, die sie transportieren, denn auf der italienischen Seite würden sie betäubt, ausgeweidet und ihre Organe teuer verkauft. Vor sich selbst können sie sich damit rechtfertigen;
Damjan Kozoles ungeschönter Blick auf ihre Existenzen beschreibt, wie diese skrupellose Haltung vor dem Hintergrund von Perspektivlosigkeit, allgegenwärtiger Arbeitslosigkeit und erhöhter Krebsrate entsteht. (Diagonale)

"Die Flüchtlinge, eigentliche Leidtragende dieser Situation, finden bei Kozoles Film nur wenig Beachtung, wenn auch ihr Schicksal in den Händen der Schlepper eindringlich und sie klar als darob hilflose Opfer gezeichnet werden. Nein, er untersucht in seinem Beitrag vielmehr die zerrütteten Biographien der Schlepper, jener “Verbrecher” also, wie die Regierenden der Festung Europa sie gerne verkürzend nennen, der Tatsache dabei offenbar nicht gewahr, dass sie doch erst mit ihrer rigiden Gesetzesgebung diesen “Berufszweig” ermöglichen, um diese Schlepper geht es also, die die durch keine Instanz geschützten Flüchtlinge in ihrer Hilflosigkeit oft bis aufs Blut ausbeuten: eine Pizza für 50 Euro, eine Packung lebensrettendes Penicillin: Beischlaf mit 4 Männern. Mit eindringlichen und unheimlich trostlosen Bildern macht Kozole das, in denen er deren Lebensbedingungen zeigt, in einen sozio-historischen Rahmen einbettet, die “emotionale Vergletscherung”, wie Haneke das wohl nennen würde, in einer Biographie im Spiegel großer Umbruchzeiten und einer desolaten ökonomischen Situation begründet. Am Beispiel von Rudi, den der Film hauptsächlich begleitet, zeichnet er Schritt für Schritt den Abstieg von erstem, blanken Entsetzen über das unmenschliche Verhalten seiner Kollegen hin zur Verhärtung, die letzten Endes in tödliche Anteilnahmslosigkeit mündet. Etwa dann, wenn er, Rudi, die Flüchtlinge aus Zeitgründen nahe eines gefährlichen Bahngleises entlässt und sie am nächsten Tag auf Seite 1 der örtlichen Boulevardpresse als weiterer Fall für die Statistik wieder auftauchen.

Slowenien 2002. 87 Min. OmU, R,B: Damjan Kozole. Mit: Peter Musevski, Aljosa Kovacic, Primoz Petkovsek, Valter Dragan, Alek