LoLa DaBei – Ein Sommer mit queerem West-Berliner Undergroundkino
Retrospektive vom 7.7.-1.9.24
„Der Überraschungserfolg eines Berliner Films – trotz Fußball ausverkauft!“ hieß es in Zeitungsanzeigen, als „Puppe kaputt“ während der Fußballweltmeisterschaft 1978 im West-Berliner Kino Filmkunst 66 in die dritte Woche ging.
Der erste abendfüllende Film von Dagmar Beiersdorf wurde von Presse wie Publikum viel beachtet, wie auch ihre weiteren, ebenfalls mit wenig Geld und vielen Laien entstandenen Arbeiten „Dirty Daughters – Die Hure und der Hurensohn“ und „Die Wolfsbraut“.
Gleiches galt für die Filme von Lothar Lambert, der mit „Die Alptraumfrau“ um 1980 ersten internationalen Ruhm erntete. 1982 widmete das Toronto Festival of Festivals ihm, der inzwischen zum Inbegriff des deutschen Undergroundfilms avanciert war, eine Retrospektive. Der Kritiker der New Yorker „Village Voice“ Jim Hoberman setzte Lamberts „Fucking City“ auf seiner Liste der besten Filme des Jahres 1982 auf Platz 7. Das New Yorker Museum of Modern Art nahm „1 Berlin-Harlem“ in seine Sammlung auf.
Viele der Arbeiten von Lothar Lambert und Dagmar Beiersdorf liefen auf der Berlinale und im Fernsehen. Doch in den letzten zwei Jahrzehnten sind sie etwas in Vergessenheit geraten (auch wenn Lambert auf der diesjährigen Berlinale mit dem Special Teddy Award für sein Lebenswerk geehrt wurde).
Anläßlich des achtzigsten Geburtstages der beiden Berliner bietet jetzt eine umfangreiche Retrospektive die Möglichkeit, diese ungewöhnlichen Filme, die mit ihren Inhalten und ihrer Haltung (womöglich nicht nur) ihrer Zeit voraus waren, wieder- oder auch erstmals zu entdecken: Unter dem Titel
LoLa DaBei – Ein Sommer mit queerem West-Berliner Undergroundkino
zeigen ACUDkino, BrotfabrikKino, Bundesplatz-Kino und Klick vom 7. Juli bis 1. September 2024
in 35 Vorstellungen 30 Filme, mit dem Schwerpunkt auf den siebziger, achtziger und neunziger Jahren. Zu jedem Film wird es eine Einführung und/oder ein Gespräch geben.
Das kleine Kinomuseum in der Kreuzberger Schönleinstraße 33 bietet zudem an vier Samstagen die Gelegenheit zur Besichtigung seiner Sammlung (in der Lambert-Filme einen Schwerpunkt bilden) und zur Begegnung mit Lothar Lambert, ergänzt um ein Überraschungsprogramm.
Die meisten der Filme von Lothar Lambert und Dagmar Beiersdorf sind nicht auf DVD o.ä. verfügbar, können auch nicht gestreamt werden. Manche liegen leider nur in Fassungen vor, deren Bildqualität von den zeitgenössischen Produktionsbedingungen zeugt und/oder davon, in welchem Zustand die Filme überliefert sind: Eben echt „Underground“.
Do, 11.7.19.00 ACUDkino: Verdammt nochmal Berlin – Fucking City revisited
Do, 18.7.19.00 ACUDkino: Dirty Daughters – Die Hure und der Hurensohn
Do, 25.7.19.00 ACUDkino: 1 Berlin-Harlem
Do, 1.8.19.00 ACUDkino: Die Alptraumfrau
Do, 8.8.19.00 ACUDkino: Die Wolfsbraut
Do, 15.8.19.00 ACUDkino: Fucking City
Do, 22.819.00 ACUDkino: Und Gott erschuf das Make-up
Die Retrospektive wird ermöglicht durch eine Förderung vom Hauptstadtkulturfonds.