Tom Atkins Blues

Vorstellungen vom 26.08.2010 bis zum 15.09.2010.

Infos

Kinopremiere

Der Spätkauf ist das Herz des Kiezes gewesen, integraler Bestandteil im Leben der Kiezbewohner, seit
nunmehr 13 Jahren. Treffpunkt, Kneipe, Kiezpostille und ein Ort, um zu unüblichen Öffnungszeiten nicht nur
einzukaufen. Eine Sorgenpause, ein Platz mit Zeit für den Kunden, jede Nacht und ganze Sonntage lang, bei
Reggae-, Dub- und Hip-Hop-Rhythmen, die aus den Lautsprechern hinaus auf die Straße fliegen.Tommy, der Engländer, arbeitet schon seit Jahren im Spätkauf, doch verkauft er nicht nur Waren. Er hat
streitende Pärchen beobachtet, war verlorenen Touristen ebenso Hort wie betrunkenen Einheimischen. Er hat
im Kiez hitzige Basketballspiele unter Nachbarn ausgefochten, ist nächtelang durch die Clubs gezogen und
kämpfte an der Kasse des Spätkaufs mit den hämmernden Nachwirkungen seiner Streifzüge. Der Spätkauf
bietet ihm einen kaleidoskopischen Einblick in die Leben, Hoffnungen, Gedanken der Menschen und alles
verflechtet sich zu einem Gewebe der Nachbarschaft, des Miteinanders.Im Laufe der Jahre aber verändert sich sein Kiez. Wohnraum wird Eigentum, Mieten steigen und der Zustrom
solventerer Schichten lässt das soziale Gewebe weitmaschiger werden. Der Spätkauf wird mit der Zeit zum
letzten Souvenir eines verschwindenden Kiezes. Als schließlich der nahe gelegene Supermarkt modernisiert
wird und seine Türen fortan bis Mitternacht öffnet, verliert das Konzept “Spätkauf” seinen Sinn. Die Kunden
schwinden und mit ihnen die Umsätze. Der Laden muss schließen.Die Nachricht verbreitet sich, plötzlich tauchen alte Gesichter wieder auf, auch unerwünschte, doch alle
kommen sie, um der Kiez-Institution Respekt zu zollen. Tommy lässt das Vergangene Revue passieren,
versucht, das Heute zu verstehen und die Zukunft vorauszusagen, gemeinsam mit Freunden und Kunden.
Tommy reflektiert seine Situation, sieht sich mit dem Wandel, der Umwälzung und im Angesicht des letzten
Ladenschlusses mit einer klaffenden Lücke in seinem Leben konfrontiert. Nicht zuletzt offenbart ihm das Ende
des Ladens auch unbequeme Wahrheiten, die sein eigenes Leben betreffen.Aufgenommen von sechs Leuten in elf Tagen auf HDV vermischt der Film dokumentarische Realität mit
gespielten Szenen. Der Film ist nicht nur amüsantes, bewegendes Zeugnis der Institution “Spätkauf”, sondern
auch Metapher für eine weltweite Entwicklung, die Menschen in Großstädten aus ihren Kiezen verdrängt, weil
sie dem Wandel, den steigenden Mieten und Lebenshaltungskosten finanziell nicht gewachsen sind.
Eine amüsante und energiegeladene Mischung aus Fakt und Fiktion, gänzlich ohne Fördermittel
realisiert, nur durch die Hilfe und Unterstützung von Menschen und Firmen aus Berlin, die genau
diesen Film sehen wollen. Unverdünnt und frei von Fesseln.Tom Atkins Blues – ein ganz spezieller Berlin-Film von Alex Ross feiert am 26. August 2010 seine Premiere im ACUDkino. In einer amüsanten und energiegeladenen Mischung aus Facts und Fiction erzählt der Film die Geschichte eines Spätkaufs in einem Berliner Szeneviertel.Ganz ohne Fördermittel und mit Unterstützung von Menschen und Firmen aus Berlin wurde TOM ATKINS BLUES von sechs Leuten in elf Tagen gedreht.
Podiumsgespräch mit den Filmemachern am 27.08. 2010 um 21.00 Uhr

Deutschland 2010; 78min; FSK ohne; teilweise OmU; R: Alex Ross; mit: Alex Ross, Megan Gay, Stefan Lochau, Sebastian Arranz, Kot-Bang-Sil Yun u.a.