Süßhunger
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Zucker ist ein 70-Milliarden-Dollar-Geschäft, an dem Norden und Süden gleichermaßen profitieren möchten. Aber es ist ein ungleicher Kampf.
Filmemacher Christoph Corves reist durch drei Kontinente und besucht die Gewinner und Verlierer des globalen Zuckermarktes: auf der einen Seite die hochsubventionierte norddeutsche Rübenscholle, der Preismacher Coca-Cola und die Spekulanten der Zuckerbörse in New York, auf der anderen Seite die Zuckerrohrplantagen in der Dominikanischen Republik, auf denen immer noch wie zur Sklavenzeit produziert wird, und die kleinen Zuckerrohrbauern in Mexiko, die durch das Freihandelsabkommen mit den USA (NAFTA) ihre Existenzgrundlage verlieren.
Die größte Bedrohung steht dem Welthandel mit Zucker allerdings noch bevor, denn vielleicht wird die Gentechnik schon in wenigen Jahren für das Ende der ganzen Industrie sorgen...
"Weltumspannender Handel, ein Millionenheer von Zulieferern und am Ende der Kette Milliarden Verbraucher: Am Beispiel Zucker zeigte der Kieler Dokumentarfilmer Christoph Corves in seinem Film Süßhunger – der heimliche Zuckerkrieg (NDR), wie Weltmarkt im Detail funktioniert. Das ist ihm glänzend gelungen. Dem Thema perfekt angepasst, folgte Corves dem Weg des Zuckers, von Dithmarschen über Schleswig, Hamburg in die Dominikanische Republik, nach Mexiko und in die USA, auch in Gegenden hinein, die Touristen selten oder gar nicht sehen. Er legte die Mechanismen von Billigproduktion, verheerender Subventionspolitik und der walzenden Wucht industriellen Gewinnstrebens frei und schuf, da er selbst nachsah und die in Zuckerdiensten Stehenden befragte, eine authentische Bestandsaufnahme der Gegenwart und eine Projektion der Zukunft, in der Verbraucher weiter die Wahl haben werden: ohnmächtige Wichte oder einflussreiche Riesen. Das war Aufklärung im reinen Wortsinne, frei von politischer Propaganda, Nihilismus und ideologischer Verengung. Info ohne –tainment, aber spürbar von sozialem Mitgefühl getragen. Globalisierung bekam ein Gesicht, kein heiteres, ein ungeschminktes. Mehr davon, aber nicht erst kurz vor Mitternacht!"
Christian Trutschel, Kieler Nachrichten, 26.9.2002
D 2002, 43 Min. R: Christoph Corves