Glastonbury
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Julien Temple II
Glastonbury ist das größte Musikfestival in Großbritannien und seit mittlerweile 37 Jahren eine Institution.
Julien Temple zeichnet den Weg dieses Festivals vom Beginn der Siebziger in die Neuzeit nach und zeigt, was es zu dem gemacht hat, was es heute ist und wie es sich mit der Zeit verändert hat.
Julien Temples Festival-Porträt ist fast zu seinem Lebenswerk geworden: Über Jahrzehnte hat er Filmmaterial zusammengetragen und auf rasant geschnittene 135 Minuten komprimiert. Temple ist ein Meister der Cut-up-Ästhetik, der mühelos innerhalb weniger Sekunden ungeahnte Zusammenhänge zwischen Pop- und Hochkultur herstellt, zum Beispiel zwischen Shakespeare, den Sex Pistols und Waschmittelwerbung in seinem Pistols-Porträt "The Filth And The Fury".
Kein Wunder also, dass "Glastonbury" kein konventioneller Festival-Film geworden ist, der sich nur auf das Abspulen von Live-Gigs beschränkt. Stars gibt es massenhaft zu sehen, darunter Björk, Joe Strummer, Pulp, Prodigy, Radiohead, Blur und die Chemical Brothers, um nur einige zu nennen, doch Temple räumt dem Publikum und dem restlichen Festivalgeschehen genauso viel Platz ein.
Er präsentiert die Festivalgeschichte nach Themenblöcken wie Politik und Sexualität und zeigt trotz fehlender Chronologie, dass der Traum vom "britischen Woodstock" im Laufe der Jahre erheblichen Schaden genommen hat.
Das Utopia der Gegenkultur an jenem Ort, an dem sich laut Mythologie der Heilige Gral befunden haben soll, ist nach Überfüllung und Schlägereien 2002 mit einem massiven Außenzaun versehen worden, die Präsenz der Security ist seitdem enorm.
Temple, der Meister subtiler Ironie, beginnt seinen Film mit dem William-Blake-Gedicht "Jerusalem", dem britischen Gründungsmythos, laut dem Jesus Christus bereits in Glastonbury gewesen sein soll; zur Einzäunung des Geländes blendet er dagegen Joe Strummers "Straight To Hell" ein. Die Geschichte des Festivals als Sündenfall - elementarer geht es kaum noch.
GB 2006, 135 Min., OmU, R: Julien Temple