Mamma Roma

Infos

Italien 1962
Sprache(OF): italienisch
Regie: Pier Paolo Pasolini
Drehbuch: Pier Paolo Pasolini
Darsteller: Anna Magnani, Ettore Garofolo, Franco Citti
105 min
FSK 16

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IMDb (english)

100 Jahre Pasolini | *05.03.1922

Er suchte die Widersprüche und ging an ihnen zugrunde: Berlin ehrt Pasolini

Als ihr Zuhälter und Vater ihres Kindes eine andere Frau heiratet, versucht Mamma Roma die Vergangenheit hinter sich zu lassen und ein neues Leben anzufangen: Sie zieht mit ihrem 16-jährigen Sohn, der in einem Internat aufgewachsen ist, in eine bürgerliche Gegend und betreibt einen Gemüsestand.
Ihr Sohn Ettore schließt sich einer Gruppe Jugendlicher an und verliebt sich in die ältere Bruna, was seiner Mutter misfällt.
Unerwartet taucht ihr Zuhälter, Carmine, wieder auf und stellt sie vor ein Ultimatum: Entweder prostituiert sie sich wieder für ihn, oder er erzählt Ettore die Wahrheit über seine Mutter.

"Diese zweite Arbeit des Regisseurs steht essentiell für seinen empathischen Blick auf diejenigen, die sonst nur mit Verachtung gestraft werden. Er erzählt eine herzergreifend traurige Geschichte aus der Welt der Huren, Betrüger, Diebe und Zuhälter, ganz ohne Spekulation oder Voyeurismus.
Anna Magnani – seit Roberto Rossellinis „Rom, offene Stadt“ (1945) die Ikone des Neorealismus – spielt hier eine Prostituierte, die sich mit aller Macht aus dem „Milieu“ befreien will, um ihrem schon 16-jährigen Sohn Ettore eine bessere Zukunft zu ebnen. Doch ihr Sohn bewegt sich bereits auf den abschüssigen Pfaden seines Vaters, des Zuhälters. Das Versprechen vom sozialen Aufstieg erweist sich als leer.

Es gibt in diesem Film Augenblicke von bestürzender Schönheit, die gleich neben Bildern des Untergangs stehen, mehr noch, die aus diesem wachsen und wieder in ihn zurückfließen. Als Ettore nach einem schäbigen Diebstahl und einem Selbstmordversuch in der Psychiatrie landet, rezitiert einer der Mit-Insassen aus Dantes „Inferno“. Kurz darauf erklingt Vivaldi.
Man muss das im Kino erleben, um zu glauben, dass dieser Moment nicht in Kitsch umkippt." Bln. Zeitung

Wir zeigen die auf den 72. Internationalen Filmfestspielen Berlin 2022 - Sektion Berlinale Classics - neu digitalisierte und restaurierte Fassung.
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Pier Paolo Pasolini (*1922, †1975) war ein italienischer Regisseur, Dichter und Publizist. Als Sohn des Berufsoffiziers Carlo Alberto Pasolini und der Volksschullehrerin Susanna Colussi in Bologna geboren und aufgewachsen, studierte er zunächst Kunstgeschichte, brach sein Studium jedoch während des zweiten Weltkriegs ab. Nach dem Krieg arbeitete er als Volksschullehrer im friaulischen Casarsa della Delizia, zog 1950 mit seiner Mutter nach Rom und begann seine schriftstellerische Tätigkeit, u. a. Mitarbeit an Drehbüchern für Luis Trenker, Mauro Bolognini und Federico Fellini.

Im Jahr 1961 debütierte Pasolini als Filmregisseur mit "ACCATTONE", einem Film, der abermals das Thema städtischer Randgruppen aufgriff und tragisch inszenierte. In den folgenden Jahren absorbierte das Kino fast seine gesamte Schaffenskraft, die sich erneut der römischen Lebenswelt zuwandte ("MAMMA ROMA", 1962; "LA RICOTTA", 1963). Filme wie "DAS ERSTE EVANGELIUM" (1964) und "GROSSE VÖGEL, KLEINE VÖGEL" (1966) propagierten eine einzigartige Verbindung christlicher und marxistisch-sozialer Moralvorstellungen. Durch sie zog Pasolini zwar die permanente Kritik seitens des katholischen Italien auf sich, zugleich gelang es ihm jedoch durch sein intensives journalistisches Engagement trotz aller ihm entgegengebrachten Ablehnung in ständigem Dialog zur italienischen Gesellschaft zu bleiben.

Die um 1968 entstandenen Filme Pasolinis nahmen auf indirekte Weise, in symbolisch-sakralen Mythenerzählungen auf die Probleme des Generationenkonflikts und des Reformwillens der jungen Generation Bezug. In seinen politisch-journalistischen Schriften jener Jahre nahm er sowohl gegen das bürgerliche Aufbegehren der 68er Bewegung als auch gegen die christdemokratische Führungsklasse Italiens Stellung. Gegenüber den politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen seiner Zeit, der sexuellen Liberalisierung und zunehmenden Kommerzialisierung der Gesellschaft, blieb Pasolini auf kritischer Distanz.

"DIE 120 TAGE VON SODOM" (1975), in dem Pasolinis Argwohn gegenüber der bürgerlichen Gesellschaft und die daraus resultierende intellektuelle Einsamkeit ihren höchsten Ausdruck fand, blieb der letzte Film des Schriftstellers und Regisseurs. Im selben Jahr wurde Pier Paolo Pasolini am Strand von Ostia bei Rom ermordet. Er starb in der Nacht vom 1. auf den 2. November 1975.


Plot: With a fervent yearning for respectability and enough money to buy herself a brand-new life in Rome, the uninhibited, fearless, determined former streetwalker Mamma Roma renounces her ignominious past to reunite with her loafing 16-year-old son Ettore. Free at last from her disgusting pimp and ex-lover Carmine, Roma is bent on making an honest living running a humble vegetable stall, but a malicious extortion scheme and the equally insidious menace of exposure threaten to put an end to her zealous aspirations for a decent bourgeois existence. For his own sake, Ettore must be spared the violence of the adult world; nevertheless, can a lone single mother protect her only son from the same snares that wounded her youth?