Slumming

Vorstellungen vom 17.05.2007 bis zum 06.06.2007.

Infos

Winter in Wien.

Kallmann ist Quartalsäufer ... Er zieht durch die Stadt, belehrt dabei lautstark seine Umgebung und versucht, den Passanten seine Gedichte zu verkaufen.
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Sebastian und Alex verbringen ihre Abende damit, durch Lokale zu ziehen - ausländische Clubs, Likörstuben und Cafés der untersten Kategorie. .

Sie nennen das 'Slumming'. Dabei schauen sie den Menschen beim Leben zu, kommentieren es, und manchmal greifen sie auch ein, treiben ein kleines, gehässiges Spiel mit ihnen.
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Pia ist Volksschullehrerin. Die Kinder haben sie gerne. Am Wochenende arbeitet sie als Garderobiere in einer Diskothek. Pia konsumiert gerne, hat aber dabei oft das Gefühl, ausgenommen zu werden.
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Pia begegnet Sebastian, Sebastian und Alex begegnen Kallmann, und Pia will Kallmann retten, doch sie begegnet ihm nie.
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Wenn man wüsste, was aus dem wird, was man tut - würde man es dann noch tun?
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Nach dem durchaus erfolgreichen und von der Kritik hoch gelobten Dokumentarfilm Workingman´s Death trieb es den immer wieder zwischen Realität und Fiktion wechselnden Österreicher Michael Glawogger mal wieder auf die Seite des fiktiven, unterhaltenden Spielfilms. Mit „Slumming“ bleibt er allerdings trotz viel Humor seinem kritischen Blick auf die immer weiter auseinanderklaffende Schere zwischen Arm und Reich treu und behält auch eine von ihm oft verwendete episodenhafte Erzählweise sowie einen fast dokumentarischen Blick auf seine Figuren bei. Gepaart mit Glawoggers Talent für starke Bilder ergibt dies ein inhaltlich und vor allem darstellerisch überzeugendes Werk.

Die Grundfrage, die "Slumming" stellt, ist, ob unterm Strich das zählt, was man mit seinem Tun verfolgt, oder das, was am Ende dabei herauskommt. Denn so sehr Sebastian auch den Anti-Samariter gibt, so setzt er dennoch bei Kallmann einen (zum Glück nur angedeuteten) Läuterungsprozeß in Gang. Und auch mit ihm selbst passiert etwas. Paradoxerweise muß er dazu in einen indonesischen Slum, um dort endlich als absolut Fremder in der Fremde zumindest für einen kurzen Moment mit sich ins Reine zu kommen. Doch auch wenn der Abspann schon lange durchgerollt ist, weiß man, daß es ein Ankommen für Kallmann und Sebastian eigentlich nicht geben kann. Der musikalisch unterfütterte, großartig rastlose Rhythmus, in den der Editor Christof Schertenleib (der auch schon für Ulrich Seidl gearbeitet hat) ihre erratischen Wege überführt, hallt nach, will weiter. Glawogger strebt weder auf eine moralische Zielgrade zu noch sucht er das kathartische Platzen dramaturgischer Knoten. Schließlich ist das einzige, das man von unserer heutigen Gesellschaft noch erwarten kann, daß etwas getan wird, damit überhaupt etwas geschieht. / Schnitt

Die dokumentarischen Erfahrungen Glawoggers fließen an mehreren Stellen des Films ein: Ob es die nächtlichen Trips durch die Trinkstuben und Bars sind oder der Moment, in dem Sebastian in Indonesien tanzt. Zu letzterem wurde Glawogger während der Drehbarbeiten von Working Man’s Death inspiriert, in dem er eine Episode schwerstarbeitender Männer in Indonesien drehte. Slumming spricht viele Themen an, sei es das Augesetztsein, die Sehnsucht nach dem Fremden oder wie böse Taten Gutes bewirken können. Letztendlich ist es vor allem eine schlüssig erzählte Geschichte, die Spaß macht anzuschauen. Wenn man auf keinen Fall einen Film in diesen Tage verpassen sollte, dann ist Slumming. / kino-zeit.de

A/CH 2006, 96 min., R: Michael Glawogger, Mit: Paulus Manker, August Diehl, Michael Ostrowski u.a.