Holunderblüte

Vorstellungen vom 28.02.2008 bis zum 26.03.2008.

Infos

Und es war Frühling und es wurde Sommer

und es war Herbst und es wurde Winter und

in den Augen und in dem Herzen des Knaben

spiegelten sich Tausende von Bildern und

immer sang ihm das kleine Mädchen vor: „Das

wirst Du nie vergessen!“ Und auf dem ganzen

Flug duftete der Holunderbaum so süß

und so lieblich; er spürte zwar die Rosen und

die frischen Buchen, aber der Holunderbaum

duftete noch wunderbarer, denn seine Blüten

hingen am Herzen des kleinen Mädchens und

daran lehnte er im Fluge oft seinen Kopf.

aus MUTTER HOLUNDER

von Hans Christian Andersen

Mit diesen Sätzen aus einem Andersen-Märchen beginnt der Film seine Reise in das Land der Kindheit, jenem magischen Ort, an dem noch alles vorstellbar und denkbar ist, wo Sehnsüchte und Wunschbilder gleichberechtigt zur sozialen Wirklichkeit sind. HOLUNDERBLÜTE erzählt aus dem Leben von Kindern im Kaliningrader Gebiet, der russischen Exklave, die vor dem Zweiten Weltkrieg zum nördlichen Ostpreußen gehörte.

Seit Beginn der 90er Jahre beschreibt Volker Koepp in den Filmen »Kalte Heimat«, »Fremde Ufer«, »Die Gilge« und »Kurische Nehrung« Geschichte und Gegenwart dieser Region, dokumentiert die politischen und sozialen Veränderungen, die Verelendung der Menschen nach dem Zusammenbruch der landwirtschaftlichen Strukturen, die Entvölkerung der Dörfer und Zersplitterung der Familien.

Viele der Protagonisten aus den früheren Filmen sind nicht mehr aufzufinden, an die alten Häuser und Kirchen erinnern nur noch ausladende Holunderbüsche an den Mauern der Ruinen und verwilderte Obstgärten – eine Zwischenwelt, ihrem Schicksal überlassen, langsam von der Natur wieder zurückerobert.

Mit HOLUNDERBLÜTE kehrt Volker Koepp noch einmal in diese Landschaft mit dem »hohen Himmel« zurück, die für Kinder auch ein riesiger Abenteuerspielplatz ist. Sie erzählen von ihrem Leben, ihren Wünschen und Phantasien.

Volker Koepp über seinen Film

Mein Interesse für das frühere Ostpreußen entstand durch die Gedichte von Johannes Bobrowski. 1972 kam ich das erste Mal ins damals sowjetische Litauen bis an die Memel. »Grüsse aus Sarmatien« heißt der damals entstandene Portrait-Film über Johannes Bobrowski.

Das nördliche Ostpreußen jedoch war für alle Ausländer gesperrt, Bobrowskis Geburtsstadt Tilisit erreichte ich damals also nicht. Ich drehte dann meine Filme in Brandenburg, an der Oder und in der märkischen Kleinstadt Wittstock

Doch noch bevor ich den Wittstock-Zyklus nach 25 Jahren abschloss (1997), wurde die russische Exklave Kaliningrad/Königsberg für ausländische Besucher geöffnet. Ich konnte hinfahren und anfangen dort Filme zu drehen: »Kalte Heimat«, »Fremde Ufer«, »Die Gilge« und »Kurische Nehrung«.

Nun also der Film HOLUNDERBLÜTE.

D 2007, 89 Min., OmU, R. Volker Koepp