Erwin Geschonneck in der satirischen Kurzfilmreihe "Das Stacheltier"

Vorstellungen vom 27.03.2008 bis zum 02.04.2008.

Infos

Zum Tod von Erwin Geschonneck

1953 gründet sich in Berlin das Kabarett „Die Distel“; im selben Jahr beginnt auch die satirische, beim Publikum beliebte DEFA-Kurzfilmproduktion unter dem Markenzeichen Das Stacheltier – immer in vierzehntägigen Rhythmus im Kinovorprogramm gezeigt.

Während „Die Distel“ heute noch besteht, verschwindet der gezeichnete Igel auf schwarzem Grund schon 1964 von den Kinoleinwänden. Denn Das Verhältnis zur Satire ist in der DDR ein schwieriges – was auf der Bühne erlaubt ist, bedeutet noch keinen Freibrief für die filmische Umsetzung.

Die Filmsatire jener Zeit bewegt sich auf einem schmalen Grat zwischen ehrlicher Kritik, Gängelei und künstlerischer Ausdruckssuche. Etwa 300 Kurzfilme entstehen unter dem Logo Das Stacheltier, auch Erwin Geschonneck tritt in den 50er Jahren beim „Stacheltier“ auf.
Jüngst wurde das Stacheltier geehrt – zwei Kurzfilme wählte das Museum of Modern Art in New York für seine DEFA-Retrospektive „Rebels with a cause“ im Jahr 2005.

DAS HAUSHALTSWUNDER

(1955, Regie: Harald Röbbeling)

Für das „Haushaltswunder“ vom VEB Telewerke wird schon längst geworben, obwohl es noch
gar nicht erfunden ist. So ist Abteilungsleiter Vogel (Erwin Geschonneck) verzweifelt auf der
Suche nach einer zündenden Idee, die er den Pressevertretern vorstellen kann. Da kommt der
Kollege Müller wie ein Retter in der Not mit seinem kleinen Universal-Büchsenöffner in einer
Stahlkassette. Ein Journalist stellt lakonisch fest: „Das schießt den Vogel ab!“

ES GEHT UM DIE WURST

(1955, Regie: Harald Röbbeling)

„Vergiftete Würste in Ostdeutschland!“ Karl bekommt Angst, als er diese Nachricht im West-
Berliner Radio RIAS, dem Radio im Amerikanischen Sektor, hört. Welche Überraschung, als
er seine vermeintlich toten Freunde einige Tage später sieht - gutgelaunt sitzen sie in der
Kneipe. - Erwin Geschonneck als Friseur Leo Weiss.

ES DANKT FRAU SCHULZE

(1961, Regie Peter Fischer)

“Mutti lässt schön grüßen”, damit ziehen die drei Kinder bei ihrem verdutzten Vater ein und machen es sich erst mal gemütlich. So allerdings hatte sich Gottfried Schulze seine vermeintliche Dienstreise nicht vorgestellt – und seine Geliebte ebenso wenig. Die gehörnte Ehefrau bedankt sich brieflich bei der Konkurrentin für die geschenkte Urlaubswoche und schickt neben guten Ratschlägen, was der Ehegatte alles liebt, auch noch einen Karton mit Flickwäsche.
Eine humorvoll-pragmatische Anleitung für den Umgang mit einem untreuen Ehemann.
FLUCH DER BÖSEN TAT

(1962, Regie Horst Seemann)

Sozialismus ist für alle da, nur in der Welt der Waren sind manche gleicher als andere. Das bekommt auch die Kundin einer schicken Boutique zu spüren. Als sie sich für ein modisches Kostüm interessiert, wird sie lautstark von der Verkäuferin Anna des Ladens verwiesen, denn dieses Kleid ist natürlich hausintern reserviert.
Ein folgenschwerer Fehler von Anna! Denn überall, wo sie nun hinkommt, weiß ihre verprellte Kundin Rache an ihr zu nehmen: ob ein Sitzplatz in der Bahn, im Restaurant oder die benötigte Medizin in der Apotheke – Anna erlebt nun selbst, wie es ist, nicht zu den Privilegierten zu zählen. Doch das Schlimmste steht ihr noch bevor. Auf dem Standesamt greift eine Beamtin Annas Verlobten mit den Worten: “Den hab ich mir reserviert!“.

DER WINTERMANTEL

(1953, Regie Richard Groschopp)

Es ist kalt und draußen fällt der Schnee. Ein kleiner Mann bestellt beim Schneider einen Wintermantel. Doch der zeigt sich entrüstet: Laut Produktionsplan hat das im Sommer zu geschehen. Wer bestellt im Winter einen Mantel?
Obwohl der Kunde weiter auf seinem Wunsch beharrt, hält der Schneider eisern an den Vorgaben fest. Nun hilft dem in Rage geratenen Kunden nur noch ein Psychiater.

EINE LIEBESGESCHICHTE

(1953, Regie Richard Groschopp)

Der Schriftsteller Franz Schmidt liest zwei Redakteuren aus seinem neuen Liebesroman vor. Diese aber sind nicht begeistert. Es fehlen Themen der Jugend, die Gleichberechtigung und das Ideal des “kollektiven Zusammenschweißens“.
Schmidt bearbeitet sein Werk entsprechend. In der Neufassung sprechen die Liebenden vor rauchenden Schornsteinen von Herzklopfen wie Hammerschlägen. Diese Version kann die Redakteure auch nicht begeistern. Doch die Wirklichkeit hält eine Anregung bereit.

DIE OFFENE HAND

(1959, Regie Gerhard Klein)

Trinkgeld muss sein! Und notfalls ist der Friseur auch bereit, seinen uneinsichtigen Kunden bis auf die Straße zu verfolgen.
Das seine Mitmenschen ähnlich strategisch verfahren, verwundert den Friseur allerdings: Die Straßenbahn setzt sich erst in Bewegung, nachdem er dem Schaffner einen entsprechenden Obulus zukommen lässt. Nichts anderes widerfährt ihm bei der Blumenverkäuferin. Auch in der Telefonzelle greift eine Hand aus dem Apparat, die bedacht sein will.
Doch diese Umgangsart gilt nicht überall: Seine Freundin, die ihn zur Begrüßung küßt, reagiert handgreiflich, als er ihr ein Trinkgeld offeriert. Sie zieht die Konsequenz und geht.