Weltmarktführer - Die Geschichte des Tan Siekmann
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Er galt als der deutsche Bill Gates. Mit seiner Firma Biodata erlebte er einen kometenhaften Aufstieg. Weltmarktführerschaft war sein Ziel. Internationale Fernsehsender rissen sich um Interviews, Politiker ließen sich gern mit dem Börsenwunderkind ablichten, Investmentbanker rannten ihm die Tür ein.
WELTMARKTFÜHRER porträtiert den Konzernchef und Idealisten Tan Siekmann, dessen wechselvolle Karriere exemplarisch für den Zusammenbruch der „New Economy“ in Deutschland steht. Was damals passierte, kann er sich heute nicht mehr vorstellen. Klaus Stern erzählt die Geschichte des visionären Mannes und seiner Firma, die sich auf ISDN-Datenverschlüsselung spezialisierte, nach dem tiefen Fall. Mehr als ein Jahr lang begleitet er Siekmann nach der Pleite mit der Biodata AG bei seinem Neuanfang und auf dem Weg zur neuen Weltmarktführerschaft. Wir folgen ihm zum ehemaligen Firmensitz Burg Lichtenfels im Nordhessischen, zu potentiellen großen Deals, die nie zustande kommen, erleben, wie er auf Betriebsversammlungen Mitarbeiter vertröstet, die seit Monaten auf ihr Gehalt warten, während der Porscheliebhaber Siekmann auf der Automesse Probe sitzt. Trotz Misserfolgen und Widrigkeiten verfolgt Tan Siekmann mit notorischem Optimismus seinen Kurs unbeirrt weiter. In der Hoffnung auf den nächsten großen Auftrag.
Stern geht in seiner Dokumentation nicht durchweg chronologisch vor, sondern gliedert "Weltmarktführer" in erster Linie thematisch. Nach einem ersten Ausloten der Begleitumstände, die Biodata in ihren enormen Erfolg und schließlich zu ihrem tiefen Absturz führten, beleuchtet Stern die Firmenpolitik und das Geschäftsgebaren Tan Siekmanns. Nachdem ein Ehepaar zu Wort gekommen ist, das Siekmann auf Schadensersatz verklagte, da es bei seinen Spekulationen 40.000 Euro verlor, zeigt der Film den Unternehmer beim Probesitzen in einem 500.000 Euro teuren neuen Porsche, der später in dessen Fuhrpark überging, und bei Flügen in einem seiner beiden privaten Kleinflugzeuge. Der Zuschauer darf sich selbst ein Urteil bilden. Ein vielschichtiger, intelligent montierter und überaus informativer Dokumentarfilm, der das Scheitern der New Economy am Beispiel einer einzigen Firma repräsentativ vorführt.
D 2004, Dokumentation, 94 Min., R: Klaus Stern